Ägypten:Kroatische IS-Geisel offenbar tot

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Im Netz kursiert das Foto eines enthaupteten Gefangenen - ist es der in Ägypten entführte Tomislav Salopek?

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in Ägypten offenbar einen vor drei Wochen entführten Kroaten enthauptet. Die Gruppe verbreitete am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter ein Bild, das den Torso des Mannes mit abgetrenntem Kopf in der Wüste vor einer IS-Fahne zeigt. Er sei wegen Kroatiens Unterstützung für den Kampf gegen den IS getötet worden. Neben dem Foto waren arabischsprachige Nachrichtenseiten aus dem Internet zu sehen mit Artikeln über Kroatiens Unterstützung der ägyptischen Regierung und der Kurden, die gegen verschiedene Ableger des IS Krieg führen.

Die Echtheit des Bildes konnte zunächst nicht unabhängig verifiziert werden; es wurde aber über ein Twitter-Konto verbreitet, das schon zuvor von der Terrorgruppe Ansar Beit al-Maqdis benutzt worden war. Sie hatte im November dem IS Treue gelobt und firmiert seither als Provinz Sinai. Ein Sprecher des Innenministeriums in Kairo sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er könne den Tod des 31-Jährigen nicht bestätigen; man stelle noch Nachforschungen an. Auch das kroatische Außenministerium äußerte sich nicht, es wurde aber eine Stellungnahme von Premierminister Zoran Milanović angekündigt.

Der 31 Jahre alte Tomislav Salopek, der in Ägypten für eine französische Firma gearbeitet hatte, war laut dem kroatischen Außenministerium am 22. Juli auf dem Weg zwischen Kairo und der westlich gelegenen Satellitenstadt 6. Oktober von Bewaffneten zum Anhalten gezwungen und entführt worden. Er befand sich dabei auf einer der wichtigsten Schnellstraßen des Landes, die Kairo mit Alexandria verbindet. Einen Tag vor der Eröffnung des neuen Suez-Kanals war im Internet ein vermutlich ebenfalls vom IS produziertes Video aufgetaucht, in dem Salopek von einem Zettel die Forderung abliest, die ägyptische Regierung solle binnen 48 Stunden "muslimische Frauen" aus den Gefängnissen freilassen. Das Ultimatum war am Freitag um Mitternacht abgelaufen.

Sollte sich sein Tod bestätigen, wäre dies ein weiterer schwerer Rückschlag für die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi in ihrem Kampf gegen den Terrorismus. Der IS wäre damit offenkundig in der Lage, unentdeckt von den Sicherheitskräften in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt zu operieren. Es ist nicht klar, ob Salopek auf den Sinai verschleppt wurde. Bislang hatten die Sicherheitskräfte versucht, die militanten Islamisten im Norden der Halbinsel einzudämmen. Der IS hatte sich zuvor schon zur Ermordung eines amerikanischen Ölarbeiters in der Wüste nahe der libyschen Grenze bekannt.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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