Ägypten:Mehrere Tote bei Ausschreitungen in Kairo

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Mursi-Anhänger campieren aus Protest seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten. Nun kam es zu Zusammenstößen mit Mursi-feindlichen Zivilisten. (Foto: Khaled Elfiqi/dpa)

Anhänger und Gegner des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mursi sind in Kairo erneut heftig aneinander geraten - dabei sind mehrere Menschen getötet worden. Die Familie von Mursi kündigt an, gegen Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sissi rechtliche Schritte wegen dessen Inhaftierung einzureichen.

Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind in der Nacht von Montag bis Dienstag im Großraum Kairo und auf dem Sinai insgesamt zehn Menschen getötet worden. 85 weitere Menschen hätten Verletzungen erlitten, berichtete die Tageszeitung Al-Ahram auf ihrer Webseite unter Berufung auf das ägyptische Gesundheitsministerium.

Die schlimmsten Zusammenstöße ereigneten sich am frühen Dienstagmorgen vor der Universität Kairo im Stadtteil Giza. Mursi-Anhänger campieren dort schon seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten. Aus bisher unklaren Gründen gerieten sie mit Mursi-feindlichen Zivilisten aneinander.

Bei den Krawallen seien Steine und Schusswaffen zum Einsatz gekommen, berichteten örtliche Medien. Die Polizei setzte Tränengas ein, um beide Seiten zu trennen. Einen Toten hatte es nach den offiziellen Angaben bereits am Montagabend in der Nähe des Tahrir-Platzes gegeben, wo die Mursi-Gegner ihre Zelte aufgeschlagen haben. Lokale Medien hatten zunächst von zwei Toten berichtet. Bei Zusammenstößen in der Provinz Al-Kaljubija nördlich von Kairo waren drei Menschen ums Leben gekommen.

Auch die Gewalt auf dem Sinai nimmt seit dem Sturz Mursis am 3. Juli durch das Militär deutlich zu. Im Norden der Halbinsel griffen bewaffnete Extremisten erneut Polizeiwachen an. Auch eine Rundfunkstation und der Klub der Polizei in der Provinzhauptstadt Al-Arisch wurden attackiert. Ein Soldat wurde getötet, eine Zivilistin erlitt Verletzungen, wie örtliche Sicherheitskräfte bestätigten.

Seit den Massenprotesten in den Tagen vor Mursis Sturz wurden bei gewaltsamen Zusammenstößen in Ägypten, insbesondere in Kairo, etwa 150 Menschen getötet. Hinzu kommen etwa 40 Menschen, die seitdem auf der Sinai-Halbinsel getötet wurden.

Mursis Familie spricht von "Entführung"

Vor den Krawallen hatte die Familie von Mursi angekündigt, gegen Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sissi rechtliche Schritte wegen der Absetzung des gewählten Staatsoberhauptes und dessen Inhaftierung einzureichen. Mursis Familie sprach von "Entführung". Mursi wird seit seiner Entmachtung an einem geheimen Ort festgehalten. Nach Angaben des Militärs befindet er sich an einem "sicheren Ort" und wird gut behandelt.

Die EU-Außenminister forderten am Montag die Freilassung Mursis und schnelle Neuwahlen in Ägypten. Die USA pochen auf die Freilassung Mursis und aller politischer Gefangenen.

Am Montagabend rief Übergangspräsident Adli Mansur in einer Fernseh-Ansprache zur nationalen Versöhnung auf. Es müsse "ohne Groll, Hass oder Konfrontation" eine neue Seite in der Geschichte Ägyptens aufgeschlagen werden.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/dpa/dayk/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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