Drei Jahre nach dem Erdbeben auf Haiti:Ein Land schöpft Hoffnung

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Nur langsam stabilisiert sich die Lage nach dem Erdbeben auf Haiti. Doch das Land hat wieder eine Perspektive. (Foto: AFP)

Das Erdbeben zerstörte unzählige Häuser und tötete 220.000 Menschen. Noch immer leiden viele Haitianer unter den Folgen des Bebens. Doch das Land steckt auch in einer tiefen strukturellen Krise. Nur langsam zeichnet sich eine Stabilisierung ab.

Drei Jahre nach dem schweren Erdbeben in Haiti sehen Hilfsorganisationen Anzeichen für eine Stabilisierung der Lage. Das Kinderhilfswerk Unicef Deutschland und Hilfsorganisation Medico international betonen aber zugleich enorme Probleme. "Das Land ist nach wie vor geprägt von chronischer Armut, Unterentwicklung und schwachen Institutionen", sagt Unicef-Sprecherin Helga Kuhn. "Wir haben generell keine Antwort gefunden, wie das Land aus der strukturellen Krise heraus kann", sagt Medico-Sprecherin Katja Maurer.

Bei dem Beben am 12. Januar 2010 waren mehr als 220.000 Menschen ums Leben gekommen. Unzählige Haitianer verloren ihr Dach über dem Kopf und lebten in Zeltlagern.

Der Generalsekretär der Hilfsorganisation Care Karl-Otto Zentel warnt vor Resignation und betont: "Haiti war bereits vor dem Erdbeben chronisch arm und unterversorgt, deshalb kann man nach drei Jahren leider keine Wunder erwarten".

"Trotz aller Rückschläge hat das Land wieder eine Perspektive und Möglichkeiten, die Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen", betonte dagegen der Sprecher von World Vision, Harry Donsbach.

Die Geschäftsführerin der Aktion Deutschland Hilft, Manuela Roßbach, sagte: "Von geschätzten 1,5 Millionen obdachlosen Menschen nach dem Erdbeben leben aktuell noch 350.000 in Flüchtlingslagern." Die Gesundheitssituation und die Bildungsangebote haben sich nach Einschätzung der Hilfsorganisationen ebenfalls verbessert.

Wirtschaft wächst nur langsam

Nach Darstellung von Caritas international macht auch der Rückgang der Kriminalität den Menschen Mut. "Die Phase der direkten Nothilfe ist vorbei. Jetzt haben wir das Stadium des langfristigen Aufbaus erreicht", sagte Donsbach. Ein von Unicef unterstütztes Projekt zur Wiederherstellung der Wasserversorgung sei ein Beispiel für die Fortschritte, sagte Unicef-Sprecherin Kuhn.

Medico berichtet, dass nach der Nothilfephase viele Menschen wieder arbeitslos seien und der Regierung das Geld für dringend notwendige Sozialprogramme und den Aufbau der Häuser fehle. Die Wirtschaft wachse viel langsamer als erwartet. "Da ist jetzt zwischenstaatliche Hilfe gefragt."

Auch die EU hilft

Nach Angaben der EU-Komission kam die humanitäre Hilfe aus dem EU-Haushalt insgesamt fünf Millionen Haitianern oder jedem zweiten Bürger des Karibikstaates zugute und betrug bislang gut 440 Millionen Euro. "Natürlich ist noch ein weiter Weg zurückzulegen", bilanzierte die Behörde kurz vor dem dritten Jahrestag des Bebens. Neben Tropenstürmen erschwerte demnach auch politische Instabilität in Haiti den Wiederaufbau.

Die Unterstützung aus Europa diente den Angaben zufolge auch für längerfristige Projekte wie die Schulbildung. Als gutes Zeichen vermerkte die EU ein Wirtschaftswachstum zwischen sechs und sieben Prozent im vergangenen Jahr.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/anhi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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