Debatte nach Massaker von Newtown:Ruf nach schärferen Waffengesetzen wird lauter

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Der Amoklauf von Newtown bringt eine alte Debatte neu in Gang: Sollen die Waffengesetze in den USA verschärft werden? Präsident Obama fordert zum Handeln auf, Kritiker demonstrieren spontan vor dem Weißen Haus. Doch ob eine neue Initiative für strengere Gesetze Erfolg haben kann, bleibt fraglich - auch wegen des großen Einflusses der Waffenlobby.

In den USA ist nach dem Massaker mit 28 Toten in einer Grundschule in Connecticut die Debatte über schärfere Waffengesetze neu entbrannt. Angehörige der Opfer eines Amoklaufs, bei dem im Juli in einem Kino in Colorado zwölf Menschen getötet wurden, meldeten sich noch am Freitag zu Wort.

Es gebe keinen Grund, warum es in den USA einen ungehinderten Zugang zu Waffen geben müsse, wie sie jetzt auch wieder im Besitz des Amokläufers waren, erklärte Tom Teves, dessen Sohn Alex am 20. Juli in Aurora getötet wurde. US-Präsident Barack Obama war in dieser Frage direkt nach der Tat an diesem Freitag noch eher zurückhaltend. Das Land müsse etwas Bedeutsames tun, um eine solche Tat in Zukunft zu verhindern, erklärte er nur. Der sichtlich bewegte Präsident forderte die Politiker aller Couleur zum Handeln auf.

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der als Befürworter schärferer Gesetze bekannt ist, mahnte eindringlich, jetzt dürfe nicht wieder nur geredet werden, jetzt müsse sofort gehandelt werden.

In Washington haben Waffengegner unmittelbar nach der Bluttat demonstriert. Etwa 100 Menschen versammelten sich am Freitagabend vor dem Weißen Haus und forderten schärfere Waffengesetze. Sie veranstalteten auch eine Mahnwache. Die Anti-Waffen-Aktivisten verweisen immer wieder auf Statistiken: Nach Behördenangaben erleiden in den USA im Laufe eines Jahres etwa 100.000 Menschen Schussverletzungen, unter ihnen sollen viele Kinder sein. Mehr als 31.500 Menschen werden landesweit jährlich durch Waffengewalt getötet. Aus Sicht der Kritiker sind die laxen Waffengesetze auch eine entscheidende Ursache für häufige Massaker in den USA.

Das Second Amendment, verabschiedet am 15. Dezember 1791, garantiert den US-Amerikanern jedoch den Besitz von Waffen. Dort steht: "Da eine wohl organisierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden." Bundesstaaten, Bezirke und Gemeinden können nach dem einem Urteil aus dem Jahr 2010 des Supreme Courts keine abweichenden Regelungen erlassen. Die USA haben damit eines der laxesten Waffengesetze weltweit.

In Umfragen wird immer wieder deutlich, dass eine Mehrheit der Amerikaner trotz mehrerer Tragödien schärfere Waffengesetze ablehnt. Zudem gilt die National Rifle Association (NRA) mit mehr als vier Millionen Mitgliedern als äußerst schlagkräftige Lobby-Organisation.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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