Aufstand in Syrien:Assad setzt Panzer in Marsch

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Wie der Vater, so der Sohn? Menschenrechtler und Einwohner in der Rebellenhochburg Hama berichten, dass der syrische Präsident Baschar el-Assad schweres Armeegerät an der Stadt in Stellung bringt - Oppositionsvertreter fürchten: "Die Regierung will anscheinend die militärische Lösung."

Zwei Tage nach Massenprotesten in Hama hat der syrische Präsident Baschar al-Assad offenbar Panzer dorthin in Marsch gesetzt. Die Kampffahrzeuge hätten am Sonntag an den Zugängen zu der Stadt Stellung bezogen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Menschenrechtler und Einwohner. Die Agentur dpa schreibt mit Verweis auf Menschenrechtler, es stünden größere Militäroperationen in der Stadt bevor. Schweres militärisches Gerät sei in die Umgebung der 210 Kilometer nördlich von Damaskus gelegenen Stadt verlegt worden.

Angebliche YouTube-Aufnahme der Proteste in Hama (am Freitag): Wie viele wurden getötet? (Foto: AFP)

"Es scheint, dass die Regierung auf eine militärische Lösung setzt, um die Stadt zu unterwerfen", wurde der Menschenrechtler Rami Abdel-Rahman zitiert. Assads Vater und Vorgänger Hafes hatte vor gut 30 Jahren in Hama einen Aufstand von Islamisten unterdrückt, bei dem bis zu 30.000 Menschen starben. Nach Angaben der Menschenrechtler verstärkte die Armee auch ihre Truppen im Bezirk Dschabal al-Sawija in der Provinz Idlib nördlich von Hama. Dort sollen seit Freitag sechs Regimegegner getötet worden sein.

Oppositionsvertretern zufolge waren am Freitag Zehntausende Regierungsgegner durch Hama gezogen. Es soll eine der größten Demonstrationen seit Beginn der Proteste gegen den Staatschef im März gewesen sein. Am Samstag entließ Assad den Provinzgouverneur von Hama. An beiden Tagen sind nach Oppositionsangaben mindestens 24 Menschen getötet worden. Etliche seien außerdem festgenommen worden, berichteten Agenturen mit Verweis unter anderem auf das Syrische Menschenrechtskomitee. Dieses forderte die Behörden auf, Rami al-Dalati aus der Stadt Homs freizulassen, der am 7. Juni festgenommen worden sei. Er werde vom Geheimdienst in Damaskus festgehalten und gefoltert. Menschenrechtlern zufolge kamen in den Auseinandersetzungen seit März etwa 1300 Menschen ums Leben.

Bisher konnte Assad die Proteste gegen seine nahezu unumschränkte Herrschaft trotz der Gewalt nicht eindämmen. Der Staatschef hat seinen Opponenten einen Dialog über politische Reformen angeboten und sie für den 10. Juli zu Vorgesprächen eingeladen. Führende Gegner des Diktators haben dagegen erklärt, es sei zu spät für Bemühungen um eine Einigung, und für den 16. Juli eine Konferenz des "nationalen Heils" in Damaskus angekündigt.

Anhänger der syrischen Regierung kamen am Sonntag in einem Hotel in Damaskus zusammen und sprachen sich für Gespräche mit den Demonstranten aus. Das Treffen war offenbar genehmigt - Hotelmitarbeiter stellten trotzdem dem Strom ab und bemühten sich, die Zusammenkunft rasch zu beenden.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/reuters/plö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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