USA:Mit 200 000 Dollar und Fallschirm für immer verschwunden

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So soll D.B. Cooper aussehen. (Foto: AP)

Er kidnappt ein Flugzeug, springt mit Lösegeld durch die Heckklappe und wird nie mehr gesehen. 45 Jahre später schließt das FBI die Akte des Mannes, den man D.B. Cooper nannte.

Von Bernd Graff

Irgendwie scheint man beim FBI auch Humor zu besitzen. Nicht anders ist zu erklären, dass die gerade veröffentlichte Pressemitteilung zu einer der "längsten und aufwendigsten Untersuchungen der amerikanischen Geschichte" als "Update" bezeichnet wird. Also wie nachgereichte News in einer laufenden Berichterstattung.

Doch das "Update" im Fall "D. B. Cooper" ergänzt einen Bericht aus dem Jahr 1971. Satte 45 Jahre hatte man also auf dieses Update warten müssen, das nun besagt, dass das FBI seine Untersuchungen jetzt einstellt, um sich "anderen investigativen Prioritäten" zu widmen. In diesen 45 Jahren wurde aus D. B. Cooper der berühmteste verschwundene Mann der Welt. Denn D. B. Cooper, man weiß nicht einmal, ob er wirklich so heißt oder hieß, steckt hinter der einzigen Flugzeugentführung in den USA, die nie aufgeklärt wurde - und das, weil sie so spektakulär verlief.

Some of the stolen $20 bills taken by a hijacker calling himself D.B Cooper Some of the stolen $20 bills taken by a hijacker calling himself D.B Cooper and found in Oregon, U.S., by a young boy in 1980, are displayed in an undated FBI picture. FBI/Handout via Reuters THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS (Foto: Reuters)

"Gnädige Frau. Ich habe eine Bombe"

D. B. Cooper kauft im November 1971 ein Flugticket von Portland in Oregon nach Seattle, tritt diesen Flug auch an und ordert, kaum, dass die Boeing 727-051 der Northwest Orient Airlines in der Luft ist, einen Whiskey. Beim Bezahlen reicht der coole Cooper der Stewardess einen Zettel mit den Worten: "Gnädige Frau, Sie schauen sich den Zettel am besten jetzt an. Ich habe eine Bombe."

Die Stewardess liest dann auch: "Das ist eine Entführung." 200 000 Dollar fordert Cooper, plus vier Fallschirme: für sich, den Piloten, den Copiloten und die Stewardess, dazu Treibstoff für das Flugzeug. Denn, so der Plan, er übergibt am Zielflughafen die Mitpassagiere, nimmt dafür das Geld und hebt allein mit der Crew und den Fallschirmen mit unbestimmtem Ziel wieder ab.

So geschieht es. Cooper gibt Anweisung, das Flugzeug dürfe nicht höher als 3000 Meter steigen, nicht schneller als 200 Meilen fliegen, und Landeklappen und Fahrwerke sollen ausgefahren bleiben - dann beordert er die gesamte Crew ins Cockpit.

5800 Dollar aus Coopers Beute gefunden

Nun allein im Passagierbereich, wickelt er die 200 000 Dollar in einen der Fallschirme, schnappt sich selber einen, nippt noch einmal an seinem Drink und . . . was danach passiert, ist nur möglich, weil die Boeing 727 eine Heckklappe mit einer Gangway hat. Cooper öffnet also die Klappe, lässt die Gangway hinunter - und springt in die Geschichte der Flugzeugentführungen hinein. Ausgestattet mit 21 Pfund Bargeld. Man hat nie wieder von ihm gehört.

1980 entdeckte ein Junge 5800 Dollar aus Coopers Beute in fast verrotteten 20-Dollar-Scheinen am Ufer des Columbia River. Ob dort vergraben oder dorthin gespült, kann niemand sagen. Ob Cooper seinen Sprung überlebte, weiß man nicht. Sein Trick mit dem Absprung aus einer fliegenden 727 machte jedoch Schule. Nachahmer, darunter vielleicht auch immer mal wieder Cooper, hüpften so lange mit Beutedollars von den Hintertreppen der Flugzeuge, bis man einen aerodynamischen Keil installierte: den nach dem Erstentführer benannten "Cooper Vane", der ein Herablassen der Treppe während des Fluges verhinderte.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Der mysteriöse Flugzeugentführer sprang 1972 mit seiner Beute aus einer fliegenden Boeing - und wurde danach nie mehr gesehen.

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