USA: Ballon-Odyssee:Viel heiße Luft

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Millionen Amerikaner verfolgen die Suche nach Falcon, der in einem Heißluftballon vermutet wird, live im TV. Dann taucht der Sechsjährige wieder auf - und nährt in einem Interview Spekulationen, dass alles nur Show war.

Es sah aus wie ein Science-Fiction-Film, klang wie der schlimmste Albtraum aller Eltern - und war ein gigantisches Medienereignis: Millionen US-Fernsehzuschauer waren am Donnerstag live dabei, als Rettungskräfte einem silbernen Heliumballon, der über Colorado schwebte, hinterherjagten.

Die Nationalgarde hatte Hubschrauber entsandt, um einen Helfer abzuseilen. Stundenlang bangte Amerika um den kleinen Falcon Heene, der an Bord des Fluggeräts vermutet wurde. Nach einem Interview ist in den USA nun eine Diskussion über die wahren Hintergründe des Vorfalls entbrannt. Denn als der Ballon - der ein wenig so aussieht, wie man sich ein Ufo vorstellt - in einem Feld niederging, fand sich von dem Sechsjährigen keine Spur.

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Nach fünf Stunden konnte Sheriff Jim Alderden den Zuschauern endlich die erlösende Nachricht überbringen: Falcon sei wieder aufgetaucht. Wohlauf - und daheim. Er habe sich auf Dachboden der elterlichen Garage in einer Kiste versteckt. "Er ist im Haus", sagte der Polizist und reckte dabei die Daumen in die Höhe.

Ein älterer Bruder des Sechsjährigen hatte zuvor berichtet, Falcon sei kurz vor dem versehentlichen Start des etwa sieben Meter großen Ballons in die kleine Gondel gekrochen. Er stieg bis zu 2000 Meter auf in die Höhe, erreichte eine Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern und legte eine Distanz von etwa 70 Kilometern zurück. Mehrere Zeugen hatten ausgesagt, dass etwas während des Fluges aus dem Ballon gefallen sei. Kurzzeitig wurde deshalb spekuliert, der Junge sei unterwegs aus der Gondel gestürzt.

Die Eltern hätten nicht gewusst, wo ihr Sohn war und seien davon ausgegangen, er sei mit dem Ballon davongeflogen, sagte ein Behördensprecher. Sie seien von dem Vorfall sehr mitgenommen. "Es ist ein Wunder, ihn wiederzusehen", erklärte Mutter Mayumi Heene den Reportern.

Der Vater teilte öffentlich mit, er habe Falcon zuvor ausgeschimpft, weil sich der Junge an dem Ballon zu schaffen gemacht habe. "Ich habe ihn angebrüllt. Es tut mir wirklich leid, dass ich ihn angebrüllt habe", sagte Richard Heene auf einer Pressekonferenz. Nach seinen Worten war das Fluggerät nicht richtig festgemacht und hob deswegen ab.

Doch einige US-Medien spekulieren nun, dass etwas ganz anderes hinter dem Vorfall steckt. "War alles nur Show?", fragen sie. In einem Live-Interview auf CNN hat Falcon gesagt, er habe seine Familie in der Garage nach ihm rufen hören. Sein Vater fragte daraufhin: "Und warum bist du nicht herausgekommen." Der Junge zögert und antwortete dann: "Wir haben das für eine Show gemacht."

Öffentliche Aufmerksamkeit ist die Familie Heene gewöhnt: Sie trat schon zweimal in der Reality-TV-Serie "Wife Swap" auf, die in Deutschland unter dem Namen "Frauentausch" bekannt ist. Dabei tauschen Mütter für einige Zeit ihre Familien. Der Ballon ist Polizeiangaben ein "Familienprojekt", an dem der Vater im Hof arbeitete. Heene gilt als Erfinder, zudem dreht er schräge Videos. In einem der Clips macht er sich über Menschen lustig, die an Leben auf dem Mars glauben.

Richard Heene erklärte nach dem Interview, er wisse nicht, was sein Sohn gemeint habe und verneinte gegenüber Journalisten, dass die ganze Geschichte geplant gewesen sei. "Das ist furchtbar nach der Scheiße, die wir gerade durchgemacht haben!" Ein Sheriff hatte vor dem Interview gesagt, es gebe keine Beweise für einen Scherz. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit Kindern zu tun haben, die sich aus Angst erst recht verstecken, wenn sie merken, dass sie gesucht werden."

Dennoch wird nun auch darüber diskutiert, wer die Kosten für die großangelegte Suchaktion tragen muss. Allein der dreistündige Hubschraubereinsatz hatte laut Polizei mehr als 41.000 Dollar (28.000 Euro) gekostet.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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