Unruhen in China:Zahlreiche Tote bei Messerstecherei in Fußgängerzone

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Bei einer Messerstecherei in der chinesischen Unruheprovinz Xinjiang sind auf offener Straße 20 Menschen getötet worden. In der Region gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen. Die Regierung bezeichnet die Täter als uigurische "Terroristen".

Bei einem Messerangriff in der westchinesischen Provinz Xinjiang sind nach Behördenangaben 20 Menschen getötet worden. 13 "unschuldige Menschen" seien in einer Fußgängerzone mit Messerstichen getötet worden, berichtete das offizielle Informationsportal der Region, Tianshan. Bei den Tätern handele es sich um neun "Terroristen", von denen sieben von Polizisten erschossen und zwei festgenommen worden seien. Eine "gewalttätige Meute" habe mehrere Menschen auf einer Straße angegriffen und niedergestochen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Der Bezirk Yecheng liegt nahe der Stadt Kaschgar im Süden der Provinz. Dort gab es schon mehrfach Zusammenstöße zwischen überwiegend muslimischen Uiguren und Han-Chinesen, die in der Volksrepublik die große Mehrheit der Bevölkerung stellen. So kamen nach offiziellen Schätzungen bei Krawallen zwischen Uiguren und Han-Chinesen in der Provinzhauptstadt Urumqi im Jahr 2009 mindestens 197 Menschen ums Leben.

Keine Angaben zur Ethnie der Täter

Laut Polizei waren die meisten Todesopfer des Messerangriffs Angehörige der chinesischen Han-Volksgruppe; es seien aber auch Mitglieder der Minderheit der Uiguren unter den Toten.

Der in Deutschland ansässige Weltkongress der Uiguren erklärte, bei den Auseinandersetzungen hätten sich Uiguren und Sicherheitskräfte gegenüber gestanden. Die Polizei habe dabei zehn Uiguren erschossen und elf weitere verletzt. Der Bezirk Yecheng sei abgeriegelt worden, und es habe mehr als hundert Festnahmen gegeben. Die Regierung bezeichnete die an den Unruhen beteiligten Uiguren dagegen als "Terroristen".

Exil-Uiguren in den USA erklärten, man solle chinesische Angaben über "Randalierer" oder "Terroristen" mit großer Vorsicht zur Kenntnis nehmen. "Scharfe Sicherheitsmaßnahmen und eine starke Polizeipräsenz in der Region haben ein Klima der Angst erzeugt, in dem keiner die Wahrheit sagt", sagte der Präsident der amerikanischen Vereinigung der Uiguren, Alim Seytoff, in einer Mitteilung.

Uiguren werfen Paramilitärs Tötungen vor

Bewohner von Yecheng wollten sich auch nicht zu den Zwischenfällen äußern. "Zwingen sie mich nicht, etwas zu sagen", wehrte einer die Nachrichtenagentur dpa am Telefon ab. Der US-amerikanische Sender Radio Free Asia (RFA) berichtete, eine E-Mail von einem uigurischen Augenzeugen erhalten zu haben, wonach der Gewaltausbruch durch eine Beleidigung eines uigurischen Jugendlichen durch drei Chinesen ausgelöst worden sei. Eine Gruppe junger Uiguren habe daraufhin die drei Chinesen angegriffen. Paramilitärische Polizei sei mobilisiert worden und habe zwölf Uiguren getötet. Die Angaben konnten nicht bestätigt werden.

Exilgruppen und Menschenrechtler haben der Regierung in Peking vorgeworfen, die Bedrohung durch Extremisten in Xinjiang zu übertreiben. Die Uiguren könnten die "systematische Unterdrückung" nicht mehr ertragen, sagte der Sprecher des Weltkongresses der Uiguren, Dilxat Raxit, in einer Reaktion.

Die blutigen Vorfälle passierten nur sechs Tage vor Beginn der diesjährigen Tagung des Volkskongresses in Peking, zu dem die Sicherheitsvorkehrungen landesweit verschärft worden sind.

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