Tödliche Bakterieninfektion:Drei Frühchen sterben in Bremer Klinik

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Eine Bakterieninfektion in einer Bremer Klinik hat drei Säuglingen das Leben gekostet. Experten suchen nach der Quelle der Keime. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Drei Säuglinge sind in einer Bremer Klinik an einer Bakterieninfektion gestorben. Die Infektionsquelle sei noch unbekannt, sagte Gesundheitsstaatsrat Joachim Schuster an diesem Mittwoch. Der Geschäftsführer des Klinikverbunds, Diethelm Hansen, räumte ein: "Wir stehen an einem Punkt, an dem wir noch nicht endgültig wissen, ob wir das Problem im Griff haben".

Die Kinder hätten sich mit Bakterien der Gattung Klebsiella infiziert, hieß es. Sie gehören zu den sogenannten ESBL-bildenden Keimen. Unter diese Bezeichnung fallen verschiedene Bakterien, die das Enzym ESBL bilden und dadurch resistent gegen Antibiotika werden.

Nach Darstellung der Klinik wurde der multiresistente Keim seit Ende Juni bei insgesamt 15 Kindern nachgewiesen. Davon seien sieben erkrankt; drei von ihnen starben - am 8. August sowie am 16. und 27. Oktober. Die restichen vier seien schwer aber nicht lebensgefährlich erkrankt.

"Wir haben natürlich auf der Station Maßnahmen eingeleitet, die eine weitere Verbreitung des Keims verhindern", sagte Hansen. Zunächst sei die Zahl der Infektionen auch zurückgegangen, bis es im Oktober zu einer "bedenklichen" Häufung der Fälle gekommen sei. "Die Ursache ist extrem schwierig zu finden", sagte Schuster. Die Quelle könnten Menschen aber auch Gegenstände sein.

Die Abteilung für Frühchen ist mittlerweile geschlossen worden. Das Klinikum verhängte einen Aufnahmestopp. Ein Krisenteam des Robert-Koch-Institutes untersucht die Situation in Bremen. Zugleich hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Es seien Zeugen einbestellt worden, sagte der zuständige Staatsanwalt.

Die Keime, die den Tod der drei Bremer Säuglinge verursachten, waren auch für den Tod eines Frühchens in Passau verantwortlich. Der Junge war Anfang Oktober gestorben. Drei andere Säuglinge, die sich ebenfalls infiziert hatten, wurden wieder gesund.

Anfang September war es zu mehreren Todesfällen bei zu früh geborenen Babys in der Kinderklinik Siegen gekommen. Tagelang suchten Experten nach möglichen Ursachen, überprüften Gutachter die Abläufe und die Einhaltung der Hygienevorschriften - allerdings ohne eindeutiges Ergebnis.

Für Aufsehen sorgte auch der Tod dreier Babys in Mainz: Dort starben im vergangenen Jahr drei Frühchen in der Uniklinik. Zwei von ihnen kamen wegen einer verseuchten Nährlösung um, das dritte Kind erlag seinen Vorerkrankungen. Damals stellte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen ein, da kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten festgestellt wurde.

Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sterben jährlich bis zu 40.000 Menschen, weil sie sich mit Krankenhauskeimen infizieren.

© sueddeutsche.de/dapd/leja/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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