Terrorismus auf der Sinai-Halbinsel:Ausweitung der Kampfzone

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Tourismus im populären Sharm El Sheik: Für die ägyptischen Sicherheitskräfte ist der Anschlag im nicht besonders weit entfernten Taba eine Provokation, da das Grenzgebiet als Hochsicherheitszone gilt (Foto: Getty Images)

Der Selbstmordanschlag im ägyptischen Taba zeigt: Islamisten nehmen jetzt mit dem Sinai auch eins der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen ins Visier. Jetzt stellen sie den Touristen auch noch ein Ultimatum.

Von Sonja Zekri, Kairo

Böse Kommentare auf Twitter gingen in diese Richtung: Der Anschlag auf einen Bus mit südkoreanischen Pilgern könne Ägyptens Tourismusindustrie gar nicht treffen - die gebe es nämlich längst nicht mehr.

Eines der beliebtesten Urlaubsziele auch für deutsche Gäste muss inzwischen um einen Platz in den Katalogen ringen und seine Fünfsternehotels verramschen. Das vergangene Jahr - mit der Entmachtung des gewählten Präsidenten Mohammed Mursi, Straßenschlachten und Hunderten Toten - sei das schlimmste in der Tourismusgeschichte des Landes gewesen, hatte Tourismusminister Hischam Saasu im Januar 2014 bilanziert.

Dabei waren die beiden Jahre davor auch schon nicht gut ausgefallen. Die Küste aber galt lange als relativ sicher. Selbst die südliche Sinaiküste war bereisbar.

Warnungen vom Auswärtigen Amt

Nun aber warnt das Auswärtige Amt nicht nur vor Reisen in den ohnehin streng kontrollierten Nordsinai und ins ägyptisch-israelische Grenzgebiet, sondern auch vor dem Süden. Inzwischen soll sich ägyptischen Medien zufolge die Gruppe Ansar Beit al-Makdis, die "Unterstützer Jerusalems", auf Twitter zu dem Bombenanschlag am Sonntag bekannt haben. Drei koreanische Pilger und der ägyptische Busfahrer waren dabei ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt, als ihr Bus im Badeort Taba in der Nähe der israelischen Grenze explodierte.

Nach Behördenangaben soll ein Selbstmordattentäter in den Bus gestiegen sein und sich in die Luft gesprengt haben. Die koreanische Reisegruppe war in Begleitung eines ägyptischen Reiseleiters auf dem Weg vom Katharinen-Kloster auf dem Sinai nach Israel.

Die "Unterstützer Jerusalems" haben lange nur auf dem Sinai gebombt, greifen aber seit einigen Monaten auch in anderen Landesteilen an. In Kairo bekannten sie sich zu einem Anschlag auf Innenminister Mohammed Ibrahim, den dieser überlebte, und zu einer Bombenexplosion vor dem Polizeipräsidium, bei dem auch das Museum für islamische Kunst schwer beschädigt wurde.

Auf Twitter sollen sie nun erklärt haben: "Wir geben allen Staaten vier Tage Zeit, um die Ausreise ihrer Bürger aus dem Emirat Sinai zu organisieren." Danach seien sie legitime Ziele.

Bislang hatte sich der Terror vor allem auf Polizeistationen konzentriert. Der Anschlag in Taba ist der erste Angriff auf Touristen seit 2006, als eine Bombe in Dahab im Süd-Sinai mehr als 20 Menschen tötete. Ein Jahr zuvor waren fast 90 Menschen bei einem Bombenanschlag in Scharm el-Scheich gestorben.

Als Höhepunkt der Gewalt gegen Touristen gelten die Neunziger Jahre, als sich der Staat ähnlich wie heute im Krieg mit militanten Islamisten befand. 1997 töteten Radikale in Luxor fast 60 Menschen. Die Tourismusindustrie hatte sich stets nach einigen Monaten wieder erholt.

Diesmal aber fällt die Tat in eine Zeit höchster Instabilität. Ägypten muss in den nächsten Wochen Wahlen abhalten, fast täglich kommt es zu Zusammenstößen zwischen Islamisten und Polizei. Einige ägyptische Kritiker machen für die katastrophale Sicherheitslage inzwischen das Innenministerium verantwortlich. Der ehemalige Brigadegeneral Mahmud Kutri sagte dem Portal Ahram-Online: "Ägypten wird nie Erfolg haben, wenn es den Polizeiapparat nicht reformiert."

© SZ vom 18.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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