Stürze in der Öffentlichkeit:So schön kann Fallen sein

Lesezeit: 4 min

Madonnas Ausrutscher bei den Brit Awards ist im Netz schon ein Hit. Ein öffentlicher Sturz ist auch für Stars peinlich. Manchmal wird er aber zum Hype. Typologie der schönsten Stürze.

Von Anna Fischhaber und Oliver Klasen

Brit Awards
:Madonna wird gestürzt

Nach den pathosverliebten Oscars waren die Brit Awards eine Wohltat: Straffer Zeitplan, kurze Reden, kaum Tränen. In Erinnerung wird bleiben, dass Madonna rückwärts von der Bühne gepurzelt ist. Was dazu passt, dass sie auch vom Pop-Queen-Thron gestürzt wurde.

Madonna: der heldenhafte Sturz

Als Madonna bei den Brit-Awards in einem schwarzen Umhang einzieht, sind alle Blicke auf sie gerichtet. Doch ausgerechnet als maskierte Tänzer der 56-Jährigen eben diesen Umhang vom Körper reißen wollen, hängt er fest - und die Sängerin purzelt die Treppe der Bühne hinunter. Drei Stufen! Rückwärts! Aua! Doch Madonnas Körper ist offenbar so stahlhart wie er aussieht.

Der Sturz hindert sie nicht daran, gleich wieder aufzustehen und ihr Programm durchzuziehen - ganz so als wäre nichts passiert. Fast wie in ihrem Song "Living for Love", den sie gerade singt. Dort heißt es passenderweise: "Took me to heaven and let me fall down. Now that it's over I'm gonna carry on." Auch später will die Sängerin von Schmerzen nichts wissen. Auf Instagram lässt sie ihre Fans wissen: "Es geht mir gut!"

Robert Mugabe: der verneinte Sturz

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Bei einem Empfang auf einem Flughafen gerät Robert Mugabe, der Präsident Simbabwes, Anfang Februar ins Stolpern. Mitarbeiter helfen ihm in Sekundenschnelle wieder auf die Beine und Mugabe fährt davon. Eigentlich ein unbedeutender Vorfall. Doch kurios ist, was jetzt passiert: Die Regierung von Simbabwe leugnet den Strauchler. Schließlich passt das nicht zu einem Diktator, der das Land seit mehr als drei Jahrzehnten mit harter Hand regiert.

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"Niemand hat Beweise dafür, dass der Präsident niedergefallen ist, weil das nicht passiert ist", soll der Informationsminister sogar gesagt haben. Irrtum: Eine Nachrichtenagentur hat bereits ein Video des Stolperers veröffentlicht. Und so wird der Beinahefall des Diktators im Netz zu Kunst. Unter #mugabefalls wird der Politiker, ein Arm nach vorne gestreckt, einer nach hinten, auf Twitter in andere Bilder hineinmontiert. So schön kann Stolpern sein.

David Beckham: der übereifrige Sturz

Fußballer tragen sinnvollerweise Schuhe mit Stollen, die auf dem oft glitschigen Rasen für den richtigen Halt sorgen. Doch zuweilen kommt es vor, dass sich Männer im dunklen Anzug und mit Lederschuhen aufs Feld wagen - man denke nur an Franz Beckerbauer, der im Sommer 1990 einsam über den Rasen von Rom spazierte, als die deutsche Nationalmannschaft den WM-Titel gewonnen hatte. So elegant wie formvollendet.

Auch David Beckham, ehemaliger Fußballer und inzwischen vor allem Werbefigur und Model, glaubt 2013 bei einem PR-Termin in China, ohne Fußballschuhe eine gute Figur zu machen. Bei einem Kick zweier Jugendmannschaften zieht er kurzerhand das Sakko aus und postiert sich für einen Freistoß. Beckham, der damals seine Karriere bei Paris St. Germain ausklingen lässt, gilt zwar als einer der besten Freistoßschützen der Welt, doch in der Disziplin "Lederschuhe auf Rasen" fehlt ihm wohl die langjährige Erfahrung, die der Fußballkaiser vorweisen kann. Beckham nimmt einige Schritte Anlauf, tritt mit links, rutscht mit rechts und segelt zu Boden, die Krawatte im Wind. Ein wenig übereifrig, aber auch fast schon formvollendet.

Naomi Campbell: der grazile Sturz

Modeln wird oft als Extremsport bezeichnet. So extrem, dass immer wieder Models in abenteuerlich hohen Schuhen ins Straucheln geraten. In Mailand geht 2008 eine Show als Prada, Pech und Pannen in die Geschichte ein - damals landen gleich zwei Models auf dem Po. Übertroffen wird dieser Abend wohl nur von Naomi Campbell, die - ganz Supermodel - einst einen Supersturz hinlegte. Bei einer Vivienne-Westwood-Show 1993 gerät sie auf ihren High Heels in Schlingern und gibt im Fallen den Blick unter ihren Rock frei.

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Später erzählt sie, ihr erster Gedanke sei gewesen: "Hoffentlich habe ich ein Höschen an." Doch ganz Profi, zeigt sie das in diesem Moment nicht. Stattdessen lächelt sie die ziemlich gefährlich aussehende Situation einfach weg, landet mit einer stilechten Verbeugung und sieht dabei so hinreißend aus, dass der Sturz sie und die Show zu Recht noch berühmter macht.

Fidel Castro: der politische Sturz

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Fidel Castro, berüchtigt für seine langatmigen Reden, hat gerade eine Stunde vor Kunstlehrern gesprochen. Auf dem Weg die Treppe hinunter verliert er plötzlich das Gleichgewicht und fällt vorne über. Harmlos ist der Sturz nicht - Castro bricht sich Arm und Knie. Westliche Politiker reagieren 2004 dennoch hart, schließlich wünschen sich viele damals seinen politischen Sturz.

Die USA verzichten ausdrücklich auf Genesungswünsche. Die damalige EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio wünscht ihm sogar den Tod. Kein Wunder also, dass der damals 78-jährige Revolutionsführer, als er wieder steht, sofort zum Mikro greift und erklärt. "Ich bitte um Verzeihung, dass ich hingefallen bin. Damit niemand spekuliert, stelle ich fest, dass ich eine Fraktur am Knie und vielleicht auch eine am Arm habe, vielleicht, ich bin noch nicht sicher." Aber: "Ich bin heil." Nicht dass jemand noch auf die Idee kommt, über seine Nachfolge zu spekulieren.

Jennifer Lawrence: der umstrittene Sturz

Oscar-Shows können ziemlich lang und zäh sein. Es gibt wenige Momente, die in Erinnerung bleiben. Die Verleihung des Oscars an Jennifer Lawrence ist solch einer. Als die damals 22-Jährige als Gewinnerin aufgerufen wird, strauchelt sie mehr zur Bühne hinauf als dass sie schreitet. Und prompt stolpert sie über ihr langes Kleid. Doch anders als Madonna bleibt Lawrence einfach liegen. Erst als ein Mann aus dem Publikum ihr zu Hilfe eilen will, rappelt sie sich wieder auf. Endlich auf der Bühne angekommen, bekommt Lawrence dann trotzdem Standing Ovations. Oder gerade deshalb. Und jetzt beweist die Schauspielerin Humor: "Sie stehen wahrscheinlich nur auf, weil Sie gesehen haben, dass ich gestolpert bin", sagt sie lachend dem Publikum.

Jennifer Lawrence stürzt bei Oscar-Verleihung. (Foto: REUTERS)

Später behauptet sie, der Sturz sei volle Absicht gewesen. Doch diesen Scherz verstehen wohl nicht alle. Als Lawrence ein Jahr später auf dem roten Teppich erneut strauchelt, wollen ihr einige Boulevardblätter die Tollpatschigkeit nicht mehr glauben. Alles nur Kalkül, um einen neuen Medienhype auszulösen, spekulieren sie. Ein gelungener Sturz kann eben auch so berühmt machen, dass die Neider ihn für einen Teil der Show halten.

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