Spanien:So ein "Sch..."

Königin Letizia hat geflucht - in einer privaten Textnachricht. Aber ist das wirklich eine Staatsaffäre?

Von Marc Felix Serrao

Je ferner das Objekt der Berichterstattung, desto kleiner die Hemmungen. Dieser Grundsatz galt in Teilen des Mediengewerbes schon immer, aber die wildesten Blüten treibt er heute im sogenannten bunten Fach. Jüngster Fall: Spaniens Königin Letizia. Die frühere Fernsehansagerin hat, wie nun bekannt wurde, geflucht. Nicht in einer Rede ans Volk, sondern in einer privaten Textnachricht an einen befreundeten Geschäftsmann. Über diesen war 2014 ein kritischer Artikel in La Otra Crónica (kurz: LOC) erschienen, der Wochenendbeilage der Zeitung El Mundo. Es ging um Kreditkartenmissbrauch. Letizia fand den Text blöd, und das teilte sie ihrem Bekannten auf Spanisch mit: "Scheiß LOC". Später folgte das französische Wörtchen "Merde", was genauso ordinär ist, aber weltläufiger klingt. Nun flog die Sache auf, und die bürgerlichen Berichterstatter sind außer sich, selbst im Ausland. Peinlich! Ordinär! Und das bei Hofe! Das Haus Bourbon habe mit dieser "Affäre" einen weiteren Schlag erfahren. Herrje. Wenn man als machtloser Repräsentativmonarch nicht mal mehr privat fluchen kann, dann ist der Verfall der Demokratie in die Tyrannis, vor dem schon Platon warnte, wirklich in vollem Gang.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: