Spanien:Transsexueller darf nicht Taufpate werden

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  • Ein 21-jähriger Transsexueller darf nicht Taufpate seiner beiden Neffen werden. Das hat der Bischof der Diözese von Cádiz und Ceuta entschieden.
  • Zuvor war der Spanier mit dem Gesuch an seinem Pfarrer gescheitert.

Von Thomas Urban

Alex Salinas aus Andalusien, 21 Jahre alt, wollte Taufpate werden, und zwar von seinen beiden Neffen, eine große Sache für ihn, aber auch eine persönliche; nichts, was für fremde Menschen eine Bedeutung hätte. Dachte er. Aber der Katholik Alex Salinas ist transsexuell, und das machte seinen Wunsch zur Angelegenheit für den Bischof der Diözese von Cádiz und Ceuta, Rafael Zornoza Boy. Mehr noch: Das ganze Land hat in den vergangenen Wochen an der Sache Anteil genommen. Am Mittwoch nun gab Alex Salinas bekannt: Der Bischof habe sein Gesuch endgültig abgelehnt.

Der Pfarrer in seiner Heimatstadt San Fernando an der südspanischen Atlantikküste hatte ihn auch schon nicht akzeptiert, damals hatte Salinas eine Petition an Papst Franziskus ins Internet gestellt. Der Pfarrer hatte angeführt: "Ich kann nicht 2000 Jahre kirchliche Tradition ändern."

Rom hat gesprochen

Die Petition fand 35 000 Unterzeichner, Bischof Zornoza Boy lenkte ein und erteilte Salinas, der sich selbst als praktizierenden Katholiken bezeichnet, doch die Erlaubnis, das Amt des Taufpaten zu übernehmen. Allerdings wollte der Bischof nicht eigenmächtig einen Präzedenzfall schaffen, deshalb bat er zur Sicherheit die Glaubenskongregation des Vatikans als höchste Instanz in religiösen Zweifelsfragen um eine Entscheidung. Jetzt also kam die Antwort, Roma locuta - Rom hat gesprochen, und die Antwort lautet: "Nein!" Salinas teilte enttäuscht mit: "So kenne ich meine Kirche nicht."

Der Bischof gab zu, dass der "gesellschaftliche Druck und das große Interesse der Medien" ihn veranlasst hätten, die Entscheidung dem Vatikan zu überlassen. In der Begründung der Glaubenskongregation heißt es nun: "Es ist offensichtlich, dass diese Person nicht ein Leben führt, das den Prinzipien des Glaubens sowie den Anforderungen an das Amt eines Taufpaten entspräche." Sein Sexualverhalten laufe den "moralischen Geboten" der Kirche fundamental zuwider. Die Andalusische Gesellschaft der Transsexuellen kündigte an, sie werde wegen der Entscheidung ein Verfahren gegen die Kirche wegen Verletzung des Gleichheitsgesetzes und wegen eines "Hassverbrechens" anstrengen.

"Ekel, Zorn, Trauer, Wut"

Für Alex Salinas hat die Entscheidung aber schon jetzt weitreichende Folgen. Er teilte über Facebook mit, dass er "Ekel, Zorn, Trauer, Wut" empfinde. Die Kirche, findet Salinas, habe gezeigt, dass sie ihn nicht liebe. Ihm bleibe daher wohl kein anderer Weg, als ihr den Rücken zu kehren.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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