Singapur:Die teuerste Villa der Welt

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242 Millionen Dollar für ein unspektakuläres zweistöckiges Wohnhaus im Grünen? Der Stadtstaat Singapur hat die höchste Millionärsdichte und die horrendesten Immobilienpreisen der Welt - und die angebotene Villa eine Besonderheit.

Von Arne Perras

Ein seltenes Sammlerstück - was sonst könnte einen so astronomischen Preis erzielen? Sammlerstücke hebeln die Gesetze des Marktes aus, und vielleicht hat der Makler ja Erfolg mit seiner Strategie. Die Rede ist nicht von Kunst, einem Picasso, Cézanne oder van Gogh. Es geht um eine zweistöckige weiße Villa mit Garten, Pool und Tennisplatz - und zwar im Stadtstaat Singapur.

Ein luxuriöses Anwesen ist das zweifellos. Aber wird sich tatsächlich ein Käufer finden, der für die Immobilie 242 Millionen US-Dollar hinblättern wird? In diesem Fall wäre das Haus in der Nassim Road Nummer 33 wohl das teuerste Zuhause, das jemals auf der Welt verkauft wurde. Zumindest kann sich kein Branchen-Experte hier daran erinnern, dass irgendwann schon einmal eine derart hohe Summe für eine Villa zu Wohnzwecken bezahlt worden wäre.

Eine amerikanische Immobilien-Maklerin in Singapur kommentiert das Angebot mit dem Satz: "Da versucht es einer halt mal." Und vielleicht beißt einer an. Das ist vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich in einer Stadt wie Singapur, die Reiche und Superreiche in ihren Bann zieht. An Millionären herrscht kein Mangel. Das sieht man schon an den vielen Maseratis, Lamborghinis und Ferraris, die durch die Straßen röhren - aber doch keinen Platz finden, um mal richtig durchzustarten. Singapur ist die Stadt mit der höchsten Millionärsdichte der Welt, 17,1 Prozent der Haushalte verfügen über mehr als eine Million Dollar.

Und an die Allerreichsten richtet sich nun das Angebot der Maklerfirma Jones Lang LaSalle, die das Objekt für den Chef einer Investmentfirma in Hongkong verkaufen will. Bekommt der Mann, was er möchte, würde das Immobilien-Spezialisten in Singapur doch ein wenig verblüffen. Der Quadratmeterpreis im Angebot liegt fast doppelt so hoch wie die zuletzt erzielten Spitzenpreise für Luxusvillen in der teuersten Gegend.

Ein Garten, groß wie ein Fußballfeld

Auf Fotos, die nun in den lokalen Zeitungen erscheinen, wirkt das Anwesen wenig spektakulär. Ein paar Palmen hinter einem Metallzaun, dazu ein weißes, von außen eher langweiliges Gebäude. Dennoch: Exklusiver als in der Nassim Road kann man in Singapur nicht wohnen. Eine Villa im dichten Grün - mitten in der Stadt. So etwas komme nur einmal in zehn oder zwanzig Jahren auf den Markt, wirbt der Anbieter, um das Objekt für 242 Millionen Dollar schmackhaft zu machen. Der Preis für die teuerste Villa auf dem Markt in den USA wirkt dagegen schon beinahe mickrig. Schlappe 135 Millionen sind das für ein Anwesen in Dallas.

Das Haus in Singapur ist umgeben von Botschaftsresidenzen und liegt auch nur einen Steinwurf entfernt von der Orchard Road, der edlen Shopping-Meile mit riesigen Malls, wo man sich nicht nur verlaufen kann, sondern auch alles bekommt, was man nicht braucht. Zahlungskräftige Kunden aus der ganzen Welt strömen hierher und treiben den Konsum in die Höhe, sehr viele kommen aus Indonesien und China. Häuser mit eigenem Garten werden immer seltener und damit auch teurer in Singapur, das wegen der Platznot mit immer neuen und manchmal auch sehr eindrucksvollen Türmen in die Höhe strebt. Zimmer in Wohnungen werden deshalb immer kleiner, weshalb Eltern schon froh sein können, wenn sie neben das Bett ihrer Kinder noch einen Schreibtisch stellen können. Die Fläche des Stadtstaates ist nur noch durch Landgewinn im Ozean zu vergrößern.

Das in der Nassim Road angebotene Grundstück ist aber mit knapp 8000 Quadratmetern etwas größer als ein Fußballplatz, so dass man daraus auch zwei, drei oder gar vier Grundstücke machen kann. Zwar dürfen die Häuser in dieser Straße nicht höher als zwei Stockwerke sein, aber für vier edle Villen reicht es allemal. Das Haus jedenfalls, das jetzt dort steht, spielt keine Rolle, es ist, so weit das zu erfahren war, auch überhaupt nichts Besonderes an ihm. Was zählt, ist allein der Grund und die einzigartige Lage, von der selbst Superreiche in Singapur noch träumen können.

© SZ vom 16.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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