Sechs Mitarbeiter von Hilfsorganisation verschleppt:Deutscher Helfer unter Entführungsopfern im Jemen

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Im Jemen sind sechs Mitarbeiter einer Hilfsorganisation entführt worden, darunter auch ein Deutscher. Eine bewaffnete Gruppe soll die Helfer verschleppt haben, um einen Gefangenen freizupressen. Die Verhandlungen über die Freilassung sollen bereits laufen.

Erneut ist im Jemen ein Deutscher entführt worden. Nach Angaben der lokalen Polizei haben Angehörige eines Stammes insgesamt sechs Mitarbeiter einer Hilfsorganisation aus einem Touristengebiet etwa 120 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Sanaa verschleppt.

Die staatliche Nachrichtenagentur Saba meldete, es handele sich um einen Deutschen, einen Kolumbianer, einen Iraker, einen Palästinenser und zwei Jemeniten. Stammesangehörige sagten, die Opfer arbeiteten für eine internationale Hilfsorganisation. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sind die Entführten für das UN-Büro für Humanitäre Hilfe (OCHA) tätig. Die Entführer wollten die Freilassung von Häftlingen erzwingen.

Saba zitierte einen örtlichen Verantwortlichen in Mahwit, Ali al-Saikam, mit den Worten, die Gruppe habe ein Flüchtlingslager in der Stadt Hard in der nördlichen Provinz Hadscha besucht und sei auf dem Rückweg nach Sanaa verschleppt worden. Sicherheitskräfte hätten das Gebiet, in dem die Gruppe festgehalten werde, belagert. Sie hätten telefonisch Kontakt aufnehmen können, die Entführten seien "in guter Verfassung". Stammesälteste verhandelten nun über ihre Freilassung.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, der Sachverhalt sei bekannt. Das Krisenreaktionszentrum und die deutsche Botschaft im Jemen arbeiteten mit Hochdruck an der Aufklärung und stünden in Kontakt mit allen relevanten Stellen.

Im Jemen kommt es immer wieder zu Entführungen von Ausländern, auch Deutsche wurden Opfer. Erst Mitte des Monats hatten bewaffnete Stammesangehörige im Jemen einen Norweger entführt, um einen Gefangenen aus der Haft freizupressen. Im Jemen sind Entführungen von Ausländern keine Seltenheit. In den vergangenen 15 Jahren wurden mehr als 200 Menschen verschleppt, die meisten von ihnen kamen jedoch unversehrt wieder frei.

Die Stämme sind schwer bewaffnet und legen in ihren Gebieten selbst die Gesetze fest. Mit Entführungen wollen sie gewöhnlich Druck auf die örtlichen Behörden ausüben.

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