Randale in Darmstadt:Viel Alkohol und "sehr viel Verrohung"

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Polizisten bewachen am frühen Morgen in Darmstadt eine Gruppe festgesetzter junger Männer. (Foto: dpa)
  • In Darmstadt kommt es nahe des Schlossgraben-Festivals laut Polizei zu Flaschenwürfen auf Beamte, 15 werden verletzt.
  • Jetzt scheint klar: Es handelte sich nicht um einen geplanten Angriff, sondern um Ausschreitungen betrunkener junger Menschen.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Die Botschaften aus Darmstadt nach dem Ende des inzwischen traditionellen Schlossgraben-Festivals mit Musik und Unterhaltung klangen bedrohlich. Eine große Schar junge Leute habe in der Nacht zum Sonntag randaliert und Polizisten angegriffen, einige von ihnen auch verletzt.

Noch bevor die Sachlage einigermaßen klar war, forderte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU), das erst unlängst verschärfte Strafrecht bei Attacken auf Sicherheitskräfte abermals härter zu fassen. Die Grünen, die mit der CDU in Wiesbaden regieren, lehnten das ab. Dieses Kontroverse ist dem Wahlkampf geschuldet, im Oktober wird in Hessen ein neuer Landtag bestimmt. Und inzwischen sind auch die Fakten etwas klarer. Es handelte sich nicht um geplante staatsgefährdende Aktivitäten, sondern um äußerst unschöne Ausschreitungen offenbar betrunkener jüngerer Menschen - darunter auch ein Polizeianwärter - an einem heißen Wochenende.

Die Darmstädter Polizei beschrieb am späteren Montag das hässliche Finale des Musikfestivals, das sich über mehrere Tage erstreckt und das in diesem Jahr nahezu eine halben Million Besucher angelockt hatte. Nach dem Schluss des offiziellen Programms wurde die Polizei demnach in den frühen Stunden des Sonntagmorgens in einen an das Festgelände angrenzenden Park gerufen. Wie jedes Jahr wurden dort kleine, private Feten gefeiert, mit harten Drinks und viel Lärm. Es kam zu einer Schlägerei, Anwohner konnten wegen des Radaus nicht schlafen.

Gegen 50 Verdächtige wird ermittelt

Als die Beamten anrückten, eskalierte die Situation, so ein Polizeisprecher. Kleinere Gruppen verbündeten sich gegen die Sicherheitskräfte, bewarfen sie mit Flaschen. 15 Beamte wurden verletzt, ein Polizeihubschrauber angefordert und 100 Verdächtige in Gewahrsam genommen. Dann erst kehrte Ruhe ein. Alle Verdächtigen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, gegen 50 wird ermittelt, wegen unterschiedlichster Delikte: Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Die meisten der Festgenommenen waren junge deutsche Männer, die ziemlich viel getrunken hatten. Aber auch junge Frauen waren darunter und Menschen aus anderen Ländern.

Was dem jungen Mann blüht, der eine Karriere bei der hessischen Polizei plante und ebenfalls unter den Verdächtigen ist, muss der Landesinnenminister entscheiden. Gut möglich, dass der Anwärter neue Karriere-Pläne schmieden muss. Er habe sich aber wohl nicht an der Randale beteiligt, sagte ein Polizeisprecher. Der 22 Jahre alte Mann soll versucht haben, seinen Status zu benutzen, um festgenommene Freunde zu befreien. Es bestehe daher der Verdacht auf Gefangenenbefreiung. Die laufenden Ermittlungen könnten neben strafrechtlichen auch disziplinarrechtliche Folgen haben.

Die Polizei in Darmstadt zeigte sich erschüttert nach dem Krawall. Das Musikfestival sei vergleichswiese friedlich verlaufen, allenfalls Petitessen habe man im offiziellen Teil verfolgt. Ein Sprecher sagte: "Es war Alkohol im Spiel, natürlich. Aber auch sehr viel Verrohung."

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