Eigentlich wollte Lady Gaga in der Howard-Stern-Show vor allem über ihre neuen Projekte reden. Ein bisschen PR bei Amerikas wohl prominentesten Radiomoderator. Dann kam die Sängerin auf ihren Song "Swine" zu sprechen. Dessen Aufführung hatte im März dieses Jahres auf dem Musikfestival "South by Southwest" (SXSW) in Texas für einen mittelschweren Skandal gesorgt. Damals wurde Lady Gaga an einem Grillspieß gefesselt auf die Bühne getragen und von der Performance-Künstlerin Millie Brown mit leuchtend grünem Schleim angespien.
Es sei ein Song über "Vergewaltigung" und "Demoralisierung", ein Song "über Wut und Zorn und Leidenschaft", sagte Lady Gaga jetzt in dem Interview. Die Idee, sich mit Erbrochenem übergießen zu lassen, habe eine klare Botschaft gehabt: "Du kannst mich niemals so sehr demütigen, wie ich mich selbst demütigen kann", sagte die Sängerin.
Nun fragte der Moderator gezielt nach: "Sie spielen ja darauf an. Wurden Sie von einem Musikproduzenten vergewaltigt?" "Ich möchte nicht ... reden wir lieber über etwas Schönes", sagte Lady Gaga.
Doch Stern insistierte und nach einem Moment des Schweigens erzählte die Sängerin, was ihr im Alter von 19 Jahren passiert sei: Sie sei von einem 20 Jahre älteren Mann vergewaltigt worden.
"Ich habe schreckliche Dinge erlebt. Ich kann mittlerweile darüber lachen - nach einer langen mentalen und körperlichen Therapie". Damals habe sie noch eine katholische Schule besucht. "Ich dachte mir: "Sind Erwachsene einfach so? Ich war sehr naiv."
Sie habe die Erlebnisse viele Jahre verdrängt, erklärte die 28-Jährige. "Es hat mich nicht sofort getroffen, aber vier oder fünf Jahre später. Ich war verdammt traumatisiert davon und lange nur eine Hülle meiner selbst." Es habe lange gedauert, bis sie darüber habe sprechen können. "Ich war nicht einmal bereit zuzugeben, dass irgendetwas passiert war", so Lady Gaga. Zur Rede gestellt habe sie ihren Peiniger nie. Sie habe ihn einmal zufällig in einem Laden getroffen und sei verängstigt gewesen.
Die genauen Umstände der Vergewaltigung offenbarte sie in dem Interview auch auf Nachfragen nicht. Deutlich machte die Sängerin allerdings, dass sie nun keinesfalls anders wahrgenommen werden wolle. "Ich will nicht durch diese Sache definiert werden", sagte Lady Gaga.