Prozessauftakt im Fall Hanna:Angeklagter weist Vorwurf des Sexualmordes zurück

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  • Beim Prozessauftakt hat der mutmaßliche Mörder der Abiturientin Hanna aus Berlin den Vorwurf des Sexualmordes zurückgewiesen.
  • Wenige Tage nach der Tat im vergangenen Mai hatte sich der Mann der Polizei gestellt und zugegeben, die junge Frau erwürgt zu haben.

Angeklagter spricht von einem Unfall

War es Mord oder ein Unfall? Nach dem Besuch einer Geburtstagsfeier wurde die 18 Jahre alte Abiturientin Hanna im vergangenen Mai in Berlin überfallen und getötet - ganz in der Nähe ihres Elternhauses.

Sechs Monate nach dem Verbrechen hat der Verdächtige vor dem Landgericht den Vorwurf des Sexualmordes zurückgewiesen. "Ich habe ein Menschenleben ausgelöscht, aber es war ein Unfall", erklärte der 31-Jährige am Donnerstag zu Prozessbeginn. Im Mai hatte er der Polizei gestanden, die junge Frau erwürgt zu haben.

Nun sagte er, er sei damals bei der Polizei falsch verstanden worden. Er habe Hanna nur kennenlernen, aber nicht zum Sex zwingen wollen. Als er sie von hinten an der Schulter anfasste, habe sie das Gleichgewicht verloren. "Wir rutschten eine Böschung hinunter, danach habe ich wohl beim Aufstehen auf ihren Hals gedrückt, es war nicht mit Absicht", sagte der Mann, der viel Zeit mit Gewaltspielen sowie pornografischen Filmen am Computer verbracht haben soll.

Staatsanwaltschaft vermutet heimtückische Motive

Der Tod hatte in Berlin viele Menschen bewegt. Hanna hatte gerade ein sehr gutes Abitur gemacht und wollte Medizin studieren. Ihre Eltern als Nebenkläger saßen nicht mit im Saal, als der Prozess begann. "Er hat das Mädchen und die ganze Familie zerstört", sagte der Nebenklage-Anwalt. Es sei für die Hinterbliebenen unerträglich, die Details der so furchtbar begangenen Tat zu hören.

Die Anklage geht davon aus, dass der Verdächtige die Frau verfolgt, attackiert und erwürgt hat - weil er seinen Geschlechtstrieb befriedigen und die versuchte Vergewaltigung verdecken wollte.

Der arbeitslose Mann aus dem Stadtteil Lichtenberg hatte sich einige Tage nach der Tat selbst gestellt, nachdem er sich auf veröffentlichten Bildern aus Überwachungskameras der U-Bahn erkannt hatte.

Angeklagter bestreitet sexuelle Absichten

Gegen 1.00 Uhr in der Nacht zum 16. Mai habe der Angeklagte die junge Frau am Bahnhof Frankfurter Allee erstmals gesehen und sie dann nicht mehr aus den Augen gelassen, so die Anklage. Als sie in eine U-Bahn stieg, sei er ihr gefolgt. Bereits zu diesem Zeitpunkt habe er geplant, "gegen ihren Willen sexuelle Handlungen vorzunehmen". In Kaulsdorf habe er sie nach gescheiterter Vergewaltigung erwürgt.

Wenige Tage nach der Tat hatte der Mann zugegeben, die junge Frau erwürgt zu haben. Es sei ihm eigentlich nur um Sex gegangen, hatten Beamte damals protokolliert. Er habe sich das Mädchen "von hinten gegriffen". Als sie sich wehrte, habe er "ihren Kehlkopf gedrückt". Die Verhandlung wird am 23. November fortgesetzt.

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