Prozess:Totes Baby im Papierkorb - Mutter verurteilt

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Urteil im Prozess um Totschlag an Neugeborener. (Foto: dpa)
  • Eine 23-Jährige lässt ihr gerade allein unter freiem Himmel geborenes Baby unversorgt liegen, ohne sich weiter um den Säugling zu kümmern.
  • Die gesunde Tochter überlebt in der feuchten Kälte nur maximal 30 Minuten, dann stirbt sie an Unterkühlung.
  • Am 15. Oktober 2015 wird der Leichnam dann im Papierkorb einer Bushaltestelle in Schleswig-Holstein gefunden.

Nach dem Tod eines Säuglings, der leblos im Abfallkorb einer Bushaltestelle in Schleswig-Holstein gefunden worden war, muss die Mutter des Kindes drei Jahre in Haft. Das Kieler Landgericht sprach die 23-jährige Eritreerin wegen Totschlags durch Unterlassen schuldig.

Vom ursprünglichen Anklagevorwurf, die junge Frau habe ihr Kind nach der Geburt erstickt, rückte die Staatsanwaltschaft nach der Beweisaufnahme ab. Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt hatte fünf Jahre Freiheitsstrafe für die Mutter gefordert, die Verteidigerin hatte auf Freispruch plädiert.

Nach eigener Aussage wurde die junge Frau auf ihrer Flucht nach Deutschland in Libyen gefangen genommen und wochenlang vergewaltigt. Sie wurde schwanger, verheimlichte das aber. Sie habe deswegen auch keine Beziehung zur Schwangerschaft und ihrem Kind aufbauen können, sagte Winterfeldt. Das erkläre aber nicht, warum sie ihr Baby sterben ließ und nicht nach der Geburt etwa zur Adoption freigeben habe. "Sie ist sicher auch Opfer, aber sie ist auch Täterin", sagte der Staatsanwalt.

Das kleine Mädchen wurde auf den Namen Teresa getauft

Ihr Kind gebar die Frau der Anklage zufolge zwischen dem 10. und 13. Oktober 2015, ohne es zu versorgen. Es war gesund, voll entwickelt und lebensfähig. Das kleine Mädchen starb nach Aussage eines Rechtsmediziners spätestens 30 Minuten nach der Geburt.

Die junge Mutter wickelte das Baby in ihre Kleidung, packte es dem Urteil zufolge in zwei Einkaufstüten und legte diese am Straßenrand ab. Am 15. Oktober 2015 wurde der Leichnam dann im Papierkorb einer Bushaltestelle in Sülfeld im Kreis Segeberg gefunden, nachdem eine ahnungslose Fahrradfahrerin die Tüten dorthin gebracht hatte.

Die Mordkommission hatte über ein Jahr lang akribisch ermittelt, um die Mutter im Flüchtlingsheim in Seth bei Sülfeld zu finden. Die 23-Jährige wurde schließlich durch eine Speichelprobe überführt. Der Polizei und dem psychiatrischen Gutachter gegenüber hatte sie die Geburt zugegeben. Sie sitzt seit Dezember 2016 in Untersuchungshaft. Das kleine Mädchen wurde von der Kirche auf den Namen Teresa getauft und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung bestattet.

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