Prozess:Silvio S. bricht sein Schweigen: "Ich bereue, was ich getan habe"

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Silvio S. in Potsdam, in einen Saal des Landgerichtes (Foto: dpa)
  • Am letzten Verhandlungstag hat der mutmaßliche Mörder der Jungen Elias und Mohamed gesprochen - nachdem er sich zuvor nicht geäußert hatte.
  • Er sagt, er bereue seine Taten.
  • Die Verteidigung plädiert für eine lebenslange Haftstrafe ohne anschließende Sicherungsverwahrung. Die Staatsanwaltschaft hingegen fordert eine dauerhafte Sicherheitsverwahrung.

Am Ende des Prozesses bricht er dann doch sein Schweigen - völlig überraschend. Silvio S., mutmaßlicher Mörder der Jungen Elias und Mohamed, hat sich für seine Taten entschuldigt. "Ich bereue, was ich getan habe", sagte der 33-Jährige am Dienstag, dem elften und letzten Verhandlungstag, nach Angaben seines Verteidigers Mathias Noll vor dem Landgericht Potsdam. Zuvor hatte die Verteidigung demnach für eine lebenslange Haftstrafe ohne anschließende Sicherungsverwahrung plädiert.

Nun muss S. damit rechnen, nach dem für Dienstag erwarteten Urteil für mehr als 15 Jahre eingesperrt zu werden. Staatsanwalt Peter Petersen hatte am Montag in seinem Plädoyer die Höchststrafe gefordert, weil er den Tod des damals sechsjährigen Elias und des vierjährigen Mohamed als besonders schweren Mord wertet. Petersen sieht es zudem als erwiesen an, dass S. beide Jungen sexuell missbrauchte und dass er weitere Kinder entführt, missbraucht und ermordet hätte, wäre er nicht gestoppt worden. Demnach könnte von S. auch nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis eine hohe Gefahr ausgehen, weshalb eine dauerhafte Sicherungsverwahrung notwendig sei.

Dem widersprach Verteidiger Noll. "Wir sehen die Voraussetzungen für eine Sicherungsverwahrung nicht gegeben", sagte er. Der "Hang" zu solchen Taten, als Voraussetzung für ein dauerhaftes Wegsperren, sei nicht ausreichend nachgewiesen worden. Demnach besteht bei S. sehr wohl die Chance, dass er sich im Anschluss an eine Therapie wieder in die Gesellschaft einfügen könnte.

"Ich kann mir selber nicht verzeihen"

"Ich kann mir selber nicht verzeihen", las S. seine letzten Worte nach Angaben Nolls von einem Zettel ab. "Ich werde in Haft alle Behandlungen, die mir angeboten werden, annehmen, dass so etwas keinesfalls noch einmal passieren kann." Die Schuld am Tod von Elias und Mohamed werde für immer bleiben, sagte S., "genauso wie die Gewissheit, dass ich das nie wieder gutmachen kann."

Noll bestritt weder die Entführung der Kinder, noch dass S. für den Tod der Jungen verantwortlich sei. Allerdings sei nur im Fall von Mohamed der sexuelle Missbrauch erwiesen und der Tod des Jungen durch die Verdeckungsabsichten des Angeklagten zu erklären.

Das Schicksal von Elias sei dagegen nicht zweifelsfrei aufgeklärt worden, sagte Noll. Während des Prozesses hatte S. trotz mehrfacher Aufforderung durch den Vorsitzenden Richter Theodor Horstkötter von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht und nicht zur Aufklärung der Taten beigetragen.

S. hatte am 8. Juli vergangenen Jahres den kleinen Elias von einem Spielplatz in der Potsdamer Wohnsiedlung Schlaatz entführt und noch am selben Tag erdrosselt. Rund drei Monate später entführte er den aus Bosnien-Herzegowina stammenden Mohamed vom Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales.

S. brachte das Kind in seine Wohnung im Obergeschoss seines Elternhauses im brandenburgischen Niedergörsdorf, wo er den Jungen am Folgetag ebenfalls erstickte. In der Zwischenzeit durchlitt der Junge nach Aussagen von Gutachtern und Ermittlern ein mehrstündiges Martyrium von Gewalt und Missbrauch. Erst vier Wochen später konnte S. mit Hilfe von Fahndungsbildern festgenommen werden.

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