Das Angebot, das Gilberte Van Erpe ihren Opfern unterbreitete, klang auf den ersten Blick verlockend: Sie verkaufte ein sogeanntes Starter-Kit zur Herstellung eines ganz besonderen Käses. "Zauberkäse" nannte Van Erpe, die auch als "Madame Gil" bekannt geworden ist, ihre Erfindung. Ihren Kunden machte sie weis, sie könnten diesen Käse später als Rohstoff zu einem guten Preis an die französische Kosmetikindustrie verkaufen.
Jetzt hat ein Pariser Strafgericht die 74-Jährige zu drei Jahren Haft verurteilt. Für die Richter war erwiesen, dass Van Erpe in den Jahren 2005 und 2006 etwa 5000 Personen betrogen und dabei einen Schaden von mehr als zehn Millionen Euro verursacht hat. Drei weitere Jahre Haft wurden zur Bewährung ausgesetzt, das Gericht verhängte zudem eine Geldstrafe von 250.000 Euro gegen die Angeklagte.
Die Opfer der Betrügerin wohnen alle in Chile. Auf eigens organisierten Showveranstaltungen warb Van Erpe um Interessenten. Etwa 100 Prozent Rendite, so schreibt der französische TV-Sender BFMTV auf seiner Onlineseite, soll sie in Aussicht gestellt haben. Jeweils 369 Euro kostete eines dieser Starter-Kits. Tatsächlich handelte es sich dabei um Milchfermente, die lediglich 40 Euro wert waren.
Manche investierten bis zu 168.000 Euro
Anfangs kaufte die von der Französin gegründete Firma den Betroffenen den Käse tatsächlich noch ab - deswegen fielen immer mehr Chilenen auf den Betrug herein. Manche investierten bis zu 168.000 Euro, verschuldeten sich und nahmen sogar eine Hypothek auf ihr Haus auf. Tatsächlich verließ der Käse Chile nie. In einem Lager wurden vielmehr fünfeinhalb Tonnen des verschimmelnden Käses gefunden. Zur Herstellung von Kosmetik war die Ware ohnehin nicht geeignet.
"Madame Gil", die in der Vergangenheit schon in Belgien und Peru wegen Betrugs verurteilt worden war, wurde 2008 im südfranzösischen Nizza festgenommen. Da Frankreich seine Staatsbürger nicht an Chile ausliefert, wurde ihr in Paris der Prozess gemacht.