Prozess:Im Sechsbett-Zimmer getötet

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Jim Reeves, Musikproduzent und Sänger der Band Sqeezer, wurde im vergangenen Jahr in einem Berliner Hostel ermordet. (Foto: Jens Kalaene/dpa)
  • Vor einer Berliner Schwurgerichtskammer beginnt der Prozess gegen zwei polnische Männer, die im vergangenen Jahr Jim Reeves, den Sänger der 90er-Band Sqeezer, ermordet haben sollen.
  • Dem Obduktionsbericht zufolge ist Reeves vor seinem Tod vergewaltigt worden. Er starb an seinen inneren Verletzungen.

"Happy Go Lucky" heißt das Hostel am Stuttgarter Platz in Berlin, in dem Jim Reeves im Januar des vergangenen Jahres ein Zimmer bezieht. Sorglos, unbekümmert wie der Name des Hostels verspricht ist der Sänger der in den Neunzigerjahren bekannten Band Sqeezer bei seinem Einzug dort vermutlich nicht. Gerade erst ist er aus der Wohnung seiner Lebensgefährtin ausgezogen. Ein kahles Zimmer in dem Hostel mit Stockbetten für sechs Personen soll nun vorübergehend sein neues Zuhause sein. Am Morgen des 1. Februar findet ihn ein anderer Hostelbewohner tot in dem Zimmer.

Zwei Männer sollen den 47-jährigen Musiker grausam und aus niederen Beweggründen umgebracht haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tatverdächtigen aus schwulenfeindlichen Motiven gehandelt haben. In Vernehmungen gaben die beiden Männer demnach an, dass sie sich durch eine angebliche Anmache gestört gefühlt hätten.

Die Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass Reeves vor seinem Tod gefoltert wurde. Der Musiker wurde mit einem länglichen Gegenstand vergewaltigt - er starb qualvoll an seinen inneren Verletzungen. Das geht aus dem Obduktionsbericht hervor. So massive Grausamkeit erlebe man selten, heißt es aus der Justiz.

Die beiden polnischen Angeklagten sollen zur Tatzeit als Bauarbeiter in Berlin auf der Durchreise gewesen sein. Etwa zwei Wochen nach dem Mord fasst die Polizei einen von ihnen in Polen. Nachdem er in seiner Heimat eine Gefängnisstrafe wegen anderer Delikte abgesessen hat, wird er im Frühjahr 2017 nach Deutschland ausgeliefert.

Die Suche nach dem zweiten Tatverdächtigen dauert länger. Westlich von Barcelona können Ermittler den 30-jährigen schließlich festnehmen. Den Polizeiangaben zufolge leistet er dabei erheblichen Widerstand. Er hat zwei gefälschte Ausweise, einen Elektroschocker, drei Handys und 7000 Euro Bargeld bei sich.

An dem Prozess vor einer Schwurgerichtskammer werden nach Angaben einer Gerichtssprecherin zwei Schwestern von Reeves als Nebenklägerinnen teilnehmen. Für die Verhandlung sind zehn Tage angesetzt.

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