Prozess:Haftstrafe für Angriff auf Obdachlosen

Ein 21-jähriger Syrer wurde am Dienstag für seine Tat vom Berliner Landgericht verurteilt.

Von Verena Mayer, Berlin

Sie kamen nach Deutschland, um dem Krieg zu entgehen und in Berlin ein besseres Leben anzufangen. Doch stattdessen fanden sich die sieben jungen Flüchtlinge aus Syrien und Libyen an Heiligabend spätnachts auf einem Berliner U-Bahnhof wieder und legten an einer Bank Feuer, auf der ein Obdachloser schlief. Der Mann blieb unverletzt, weil andere Fahrgäste die Flammen löschten. Der älteste der Jugendlichen, ein 21-Jähriger, der den Brand mit einem Feuerzeug verursacht hatte, wurde am Dienstag vom Berliner Landgericht wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Drei Jugendliche erhielten Bewährungsstrafen wegen Beihilfe, drei wurden wegen unterlassener Hilfeleistung zu Jugendarrest und Freizeitarbeit verurteilt. Die Vorsitzende Richterin sagte, die Tat, die von einer Überwachungskamera aufgezeichnet wurde, sei zwar von "hoher Gefährlichkeit" gewesen, allerdings hätten die Jugendlichen weder die Absicht noch ein Motiv gehabt, den Mann zu töten. Den Jugendlichen sei langweilig gewesen, aus der Gruppe heraus "sollte dann etwas passieren, das die Langeweile vertreibt". Während der Haupttäter in Kauf genommen habe, dass der schlafende Mann verletzt werde, hätten die anderen "psychische Beihilfe" geleistet, als sie zuschauten. "Wären die anderen sechs weggegangen, wäre wohl nichts passiert", sagte die Richterin. Insgesamt handle es sich um "junge, unreife Männer mit geringer Bildung, die ihren Platz in unserer Gesellschaft noch nicht gefunden haben"

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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