Trotz Schuh-Spende am Times Square:Obdachloser weiter barfuß unterwegs

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Ein paar Winterschuhe hat ein New Yorker Polizist an einen Obdachlosen verschenkt, der bei einstelligen Außentemperaturen mit nackten Füßen am Times Square saß. Das Bild dieser Geste ging um die Welt - doch der Obdachlose ist weiter ohne Schuhe unterwegs.

Jana Stegemann

Berührende Geste: Der Polizist Larry DePrimo schenkt einem Obdachlosem ein Paar Stiefel. Das Foto machte eine Touristin - Jetzt hat sich der Beschenkte zu Wort gemeldet. Er ist nicht glücklich über seine plötzliche Popularität und weiter barfuß unterwegs.  (Foto: dpa)

Aktuell sind es etwa zehn Grad in New York. Jeffrey Hillman ist in der Millionen-Metropole zu Fuß unterwegs - und das immer noch ohne Schuhe. Dabei bekam der Obdachlose bereits am 14. November ein Paar neuer Winterstiefel geschenkt. Und zwar sehr öffentlichkeitswirksam.

Der Polizist Larry DePrimo übergab dem 54-Jährigen ein Paar Schuhe samt Socken. Das Foto, das eine Touristin zufällig am Times Square schoss, ging um die Welt. Der 25-jährige Polizist DePrimo erhielt den Spitznamen "Engel in Uniform", hunderttausendfach wurde er zu seiner Tat beglückwünscht, Menschen weltweit sprachen von einem "Akt der Barmherzigkeit", "einem Weihnachtsmärchen". DePrimo ist seitdem ein Internetstar.

Doch jetzt hat ein Reporter der New York Times den Beschenkten getroffen. Und der ist wenig begeistert, nach eigener Aussage eher schockiert von seiner plötzlichen Popularität: "Ich war auf Youtube, ich war einfach überall zu sehen. Was habe ICH jetzt davon? Ich will auch ein Stück vom Kuchen." Seine Geschichte sei veröffentlicht worden, ohne dass er je um Erlaubnis gefragt wurde. Die 100 Dollar (etwa 76 Euro) teuren Schuhe habe er versteckt, erzählt Hillmann weiter. "Sie sind sehr viel wert, ich könnte umgebracht werden."

Hillman möchte nicht falsch verstanden werden, er sei "sehr, sehr dankbar" für das Geschenk des Officers, sagte er der US-Zeitung, "Ich wünschte, es gäbe mehr Menschen wie ihn auf der Welt."

Schon lange auf der Straße

Vor mehr als einem Jahrzehnt kam er nach New York, seitdem lebt Hillman auf den Straßen Manhattans. Zuvor habe er fünf Jahre lang in Deutschland und den USA in Armeeküchen gearbeitet, danach in diversen Restaurantküchen in New Jersey. Zu seinen beiden Kindern hat der obdachlose Mann kaum noch Kontakt. Seinen vergilbten Verteranen-Pass trägt er stets bei sich.

Warum er auf der Straße landete? "Ich weiß es nicht", antwortete Hillman dem Reporter. Vor einem Jahr habe ihm schon mal eine Passantin Schuhe geschenkt, aber auch die habe er nicht getragen. Und auch nun zeigt sich der 54-Jährige unbeirrt und will weiterhin barfuß durch die Straßen von New York laufen.

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