Oberster US-Katastrophenschützer Craig Fugate:Mann für Heimsuchungen aller Art

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Er war Feuerwehrmann, Rettungssanitäter und hat mehr als zehn Jahre Erfahrung bei der Bewältigung von Unglücken. Nun steht Craig Fugate, oberster US-Katastrophenschützer, vor seiner größten Herausforderung: Hurrikan "Sandy". Dabei sieht er nicht in erster Linie seine Behörde, sondern die Bürger in der Pflicht.

Reymer Klüver

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Wenn man so will, ist er eine ungewöhnliche Besetzung auf seinem Posten: Denn Craig Fugate, 53 Jahre alt, ein Bär von einem Mann, versteht wirklich etwas von dem, was er zu tun hat als oberster Katastrophenschützer der Nation. Ungewöhnlich ist das, weil den Job an der Spitze der US-Katastrophenschutzbehörde Fema allzu oft nur Leute bekommen hatten, die zwar das richtige Parteibuch besaßen, aber sonst ziemlich ahnungslos waren.

Berühmt-berüchtigt wurde seinerzeit jene traurige Gestalt, die 2005 die Antwort der amerikanischen Bundesbehörden auf den Hurrikan Katrina zu organisieren hatte und kläglichst versagte: Michael Brown.

Fugate ist da ein ganz anderes Kaliber. Der gegenwärtige Fema-Chef hat sein Leben lang eigentlich nichts anderes gemacht, als sich mit Heimsuchungen aller Art zu beschäftigen. Schon als Teenager meldete er sich im heimatlichen Florida zur Freiwilligen Feuerwehr. Er wurde Sanitäter auf einem Notarztwagen, Berufsfeuerwehrmann und wechselte 1989 in Floridas Katastrophenschutzbehörde. Zu deren Chef stieg er 2001 auf.

Appell an die Eigenverantwortung

Es dürfte nur wenige geben, die so viele Erfahrung mit den Vorbereitungen auf Wirbelstürme und mit der Nothilfe danach haben wie er: 2004 fegten vier Hurrikane über Florida hinweg, 2005 waren es drei, darunter Katrina.

Fugate hat viel über seinen Job nachgedacht - und über das Versagen der Behörden angesichts einer Katastrophe biblischen Ausmaßes, wie es Katrina war. Zwei Schlüsse hat er daraus gezogen. Zum einen, nicht ganz überraschend, die Erkenntnis, dass die Fema nicht ausreichend vorbereitet war auf ein derartiges Desaster. Er hat deshalb noch einiges umgebaut bei der Fema, nachdem ihn Präsident Barack Obama 2009 an deren Spitze berufen hatte. Seither hat die Fema die Tests zumeist bestanden - eine Katastrophe vom Ausmaß des Sturmes Sandy war indes nicht dabei.

Zum anderen aber hat Fugate, der ohnehin die klare Ansage schätzt, seinen Landsleuten immer wieder eines eingehämmert: Katastrophenschutz fängt bei ihnen selbst an. Sie könnten sich nicht einfach darauf verlassen, dass die Fema alles richtet.

Barack Obama hält große Stücke auf Craig Fugate - 2009 machte er ihn zum Leiter der US-Katastrophenschutzbehörde Fema. Seine größte Bewährungsprobe steht dem 53-Jährigen aber noch bevor: Hurrikan Sandy. (Foto: AP)

"Sie erwarten Eis und frisches Wasser - und zwar am Tag danach - und volle Kostenerstattung für ihre durchweichten Teppichböden." Die Leute müssten selbst Verantwortung zeigen und zum Beispiel nicht ausharren, wenn eine Evakuierung angeordnet sei. Mehr regt ihn nur auf, wenn die Überlebenden danach im Fernsehen auch noch wie Helden gefeiert werden. "Das", schimpft er, "ist eine Tragödie."

Craig Fugate steht nun zweifellos vor der größten Herausforderung seiner Karriere. Aber auch da ist er sich treu geblieben. An der Seite von Präsident Obama im Krisenzentrum seiner Behörde in Washington sitzend, redete er am Wochenende seinen Landsleuten ins Gewissen: "Die Zeit für Vorbereitungen und Gejammer ist nun vorbei. Die Leute müssen in die Gänge kommen. Und zwar jetzt."

© SZ vom 30.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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