Nach Festnahme wegen "Happy"-Video:Tanzende Iraner unter Auflagen wieder frei

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Ein Standbild aus dem Video, das die sechs jungen Iraner aufgenommen haben: Zu "Happy" von Pharrell Williams tanzen die Teheraner auf den Dächern ihrer Stadt. (Foto: AP)

Die iranischen Behörden haben die sechs jungen "Happy"-Tänzer wieder freigelassen. Sie hätten ihre "kriminellen Taten" gestanden. Der Regisseur des Videos, in dem die drei unverschleierten Frauen mit drei Männern tanzen, ist aber vermutlich weiterhin in Haft.

Die iranischen Behörden haben offenbar die sechs jungen Leute unter Auflagen wieder freigelassen, die eine selbstgedrehte Version des Hit-Videos "Happy" von Pharrell Williams ins Internet gestellt haben sollen und deshalb unter dem Vorwurf des Verstoßes gegen die "öffentliche Sittsamkeit" festgenommen worden waren.

Die Modefotografin Reihan Tarawati, die selbst zu den Festgenommenen zählte, veröffentlichte über Instagram eine Kurznachricht "Hi, da bin ich wieder". Eine amtliche Bestätigung für die Freilassung gab es zunächst nicht. Der Regisseur des Clips blieb den ersten Angaben in den sozialen Netzwerken zufolge inhaftiert.

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Der Clip zeigt drei Männer und drei unverschleierte Frauen, die auf den Straßen und Dächern Teherans ausgelassen zu dem Song tanzen und singen. Nach offiziellen Angaben vom Dienstag waren alle Protagonisten wegen der Veröffentlichung eines "vulgären Clips im Cyberspace" in Gewahrsam genommen worden. Das Video verstoße gegen die "öffentliche Sittsamkeit", meldete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf die Teheraner Polizei.

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Frohsinn sei das Recht der Bevölkerung - sagt Präsident Rohani

Die sechs Festgenommenen hätten ihre "kriminellen Taten" gestanden. Im Abspann des Videos hatten sich die Protagonisten mit einer optimistischen Botschaft an ihre Zuschauer gewandt: "Wir hoffen, es zaubert ein Lächeln auf Euer Gesicht."

Doch in islamisch-konservativen Kreisen sorgte das Video stattdessen für Entsetzen über den angeblichen Werteverfall in der iranischen Jugend. Gemäß dem seit 1979 im Iran geltenden islamischen Recht müssen sich Frauen in der Öffentlichkeit verschleiern. Eine eigens gebildete "Moralpolizei" wacht seit mehr als zehn Jahren über die Einhaltung der Vorschriften und kann Verstöße mit Geldbußen und Festnahmen ahnden.

In die Bemühungen um eine Freilassung der Tänzer und Tänzerinnen schaltete sich möglicherweise auch der als liberal geltende Präsident Hassan Rohani ein, der zur Zeit China besucht. Ein Twitter-Account, der offenbar von seinen Vertrauten betrieben wird, verbreitete einen Ausspruch Ruhanis vom Juni 2013. Darin erklärte er, "Frohsinn" sei das "Recht" der Bevölkerung. "Wir sollten nicht zu hart mit Verhaltensweisen ins Gericht gehen, die von Freude hervorgerufen werden."

© Süddeutsche.de/AFP/ipfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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