Ein Anruf bei: Jakub Maly:Wer sich selber eine Grube gräbt

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Ein österreichischer Schwimmer buddelt mit seinen Trainingspartnern in Florida ein großes Loch am Strand. Als er sich darin fotografieren lässt, kommt der Sand ins Rutschen - und steht Jakub Maly bald bis zum Hals. 60 Rettungskräfte brauchen zwei Stunden, um Maly zu befreien.

Martin Wittmann

Jakub Maly, 19-jähriger Gymnasiast, ist einer der besten Schwimmer Österreichs. Mit anderen Sportlern war er drei Wochen lang in Fort Lauderdale in Florida im Trainingslager, bevor die Gruppe auf die Idee kam, am Strand ein riesiges Loch auszuheben. An was die Buddler nicht dachten: Der Sand rutschte zurück in das Loch, in dem Maly sich noch fotografieren ließ. Bis zum Hals steckte der 1,89 Meter große Athlet anschließend im Boden.

Ungespitzt im Boden: Retter befreien Jakub Maly aus seinem selbstgeschaufelten Loch. Bretter verhindern, dass noch mehr Sand in die Grube rutscht. (Foto: AP)

SZ: Herr Maly, Sie mussten am Sonntag von 60 Einsatzkräften aus Ihrer misslichen Lage befreit werden. Warum haben Sie überhaupt ein Loch gegraben?

Maly: Nur zum Spaß. Wir gruben immer tiefer, am Anfang passten wir bis zu den Knien hinein, dann bis zur Hüfte und am Ende konnte man in dem ausgehobenen Loch stehen. Davon haben wir dann Fotos gemacht.

SZ: War Ihnen zu diesem Zeitpunkt schon bewusst, dass die Aktion gefährlich werden könnte?

Maly: Überhaupt nicht. Erst als ich aus dem Loch steigen wollte und kurz in die Hocke ging, rutschte von den Seiten der Sand wieder in die Grube. Plötzlich steckte ich bis zum Nabel im Sand.

SZ: Wie haben die Kollegen auf Ihre Lage reagiert?

Maly: Die haben mir einen Kübel gereicht, damit ich mich freischaufeln konnte. Aber von den Seiten kam mir ein zweites Mal der Sand entgegen, in einem Rutsch. Ich war sofort komplett bedeckt, mein ganzer Körper war unter der Erde.

SZ: Ein Albtraum!

Maly: Im ersten Moment hatte ich auch Panik. Aber meine Freunde haben sofort zu graben begonnen, sodass wenigstens mein Kopf wieder an der Luft war.

SZ: Wer kam Ihnen neben Ihren Teamkameraden noch zu Hilfe?

Maly: Erst die Rettungsschwimmer, vom Pompano Beach, dann auch die Feuerwehr. Die hatten so etwas noch nie gesehen, die waren genauso ratlos wie wir.

SZ: Wie erlebten Sie diese Ungewissheit?

Maly: Ich habe versucht, ruhig zu bleiben. Aber als die Rettungskräfte vor mir zu diskutieren begannen, wie man mich da rausholen könnte, wurde ich schon nervös.

SZ: Hatten Sie Schmerzen?

Maly: Die Beine sind mir eingeschlafen, das hat am meisten wehgetan. Schließlich saß ich da drinnen zwei Stunden in der Hocke, bis neun Uhr abends.

SZ: Konnten Sie unter dem Druck der Sandmassen überhaupt noch atmen?

Maly: Man gab mir zur Sicherheit eine Sauerstoffmaske, aber die habe ich nicht gebraucht. Ich war auch immer bei Bewusstsein und konnte reden.

SZ: Durften Sie sich mit jemandem aus Ihrer Mannschaft beraten?

Maly: Die Feuerwehr hat nur meinen Trainer zu mir gelassen. Der hat natürlich versucht, mich zu beruhigen. Aber ich war trotzdem ziemlich geschockt.

SZ: Wie wurden Sie am Ende befreit?

Maly: Die Feuerwehrleute haben Bretter an die Wände des Lochs gedrückt, damit der Sand nicht mehr nachrutschen konnte. Erst haben sie mit Schaufeln, dann mit bloßen Händen den Sand weggeschippt.

SZ: Wie hat Ihr Körper die Strapazen weggesteckt?

Maly: Ich wurde sofort danach ins Krankenhaus gebracht, aber die Ärzte fanden nichts Beunruhigendes. Mir geht es gut, und ich konnte auch wie geplant wieder nach Wien zurückfliegen. In der Maschine konnten wir über die Geschichte schon wieder lachen.

© SZ vom 11.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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