Michael Schumacher:In der Aufwachphase

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Michael Schumacher befindet sich in der Aufwachphase. Doch wird er wieder ganz der Alte? (Foto: dpa)

Ärzte wollen Michael Schumacher ins Leben zurückholen. Nach vier Wochen im künstlichen Koma scheint die Schwellung seines Gehirns ausreichend abgeklungen zu sein. Doch dass seine schweren Kopfverletzungen völlig folgenlos bleiben, ist unwahrscheinlich.

Von Christina Berndt

Für Michael Schumacher, den einstigen Formel-1-Weltmeister, hat in dieser Woche das Comeback seines Lebens begonnen: Im Universitätskrankenhaus von Grenoble versuchen Schumachers Ärzte, ihren prominenten Patienten aus dem "künstlichen Koma" zurückzuholen, in das sie ihn nach seinem Skiunfall am 29. Dezember 2013 versetzt haben. "Michaels Narkosemittel werden seit kurzem reduziert, um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen, der sehr lange dauern kann", teilte Schumachers Managerin Sabine Kehm am Donnerstag mit.

Schon am Mittwoch hatte es entsprechende Spekulationen gegeben. Die französische Sportzeitung L'Équipe hatte offenbar aus der Grenobler Universitätsklinik von der Neuigkeit erfahren. Doch Schumachers Managerin wollte den Bericht zunächst nicht bestätigen. Am Donnerstag erklärte Kehm dann, weshalb: "Es war ursprünglich die klare Absprache zwischen allen Beteiligten, diese Information zum Schutz der Familie erst zu kommunizieren, wenn sich dieser Prozess konsolidiert hat", heißt es in einem in drei Sprachen verfassten Statement.

Der Prozess des Aufwachens dauert üblicherweise einige Tage, kann aber auch mehrere Wochen dauern. "In dieser Phase wird der Druck im Gehirn ständig kontrolliert. Sollte er zu hoch werden, versenkt man den Patienten wieder in den Schlaf und probiert es nach einigen Tagen erneut", sagt Claus Wallesch, Ärztlicher Direktor der neurologischen Rehaklinik in Elzach und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation.

Beim künstlichen Koma handelt es sich um eine Langzeit-Narkose: Der Patient wird mit einer Mischung aus Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmitteln kontrolliert in einen schlafähnlichen Zustand versetzt, damit das Gehirn weniger Nährstoffe benötigt. Denn wenn das Hirn infolge einer Verletzung geschwollen ist, ist der Blutfluss in dem Organ und damit seine Versorgung gestört. Erst wenn die Hirnschwellung zurückgegangen ist, versuchen Ärzte, das Koma zu beenden, indem sie die Medikamente nach und nach absetzen.

Nach Skiunfall
:Schumacher wird aus künstlichem Koma geholt

"Michaels Narkosemittel werden seit Kurzem reduziert, um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen": Die Managerin von Michael Schumacher hat bestätigt, dass die Ärzte in Grenoble den ehemaligen Formel-1-Weltmeister aus dem künstlichen Koma holen.

Über weitere Zwischenschritte werde sie keine Auskunft geben, betonte Managerin Kehm. Sie bat erneut im Namen von Schumachers Familie "um Respekt für ihre Privatsphäre, das Arztgeheimnis und darum, die behandelnden Ärzte nicht in ihrer eigentlichen Arbeit zu stören". Gleichzeitig bedankte sie sich "nochmals ausdrücklich für die weltweite Anteilnahme".

Die hält derzeit weiter an: Der dreimalige Formel-1-Champion Niki Lauda schrieb auf der Ferrari-Homepage: "Michael, ich verfolge deine Entwicklung jeden Tag. Ich hoffe, bald wieder mit dir reden zu können, sehr bald." Und der amtierende Weltmeister Sebastian Vettel sagte: "Man betet, man wünscht, man hofft, dass das Wunder passiert und dass der Gleiche wieder aufwacht, so wie er vorher war."

Können Schumachers Verletzungen folgenlos bleiben?

Ob Schumachers schwere Kopfverletzungen völlig folgenlos bleiben können? Gut vier Wochen lag er im künstlichen Koma, eine überdurchschnittlich lange Zeit. Gemeinhin würden Patienten nach zwei Wochen geweckt, sagt Claus Wallesch. Über die Spätfolgen des Unfalls sage die Dauer des künstlichen Komas zwar wenig, betont der Neurologe. Schumacher sei zeitnah auf hohem Niveau behandelt worden. Dennoch sei eine komplette Genesung nach einer Verletzung, die ein künstliches Koma erforderlich mache, unwahrscheinlich: "Ein Spezialist wird immer gewisse Folgeschäden feststellen - auch wenn diese mitunter etwa nur Reflexe betreffen." Erst sechs Monate nach dem Aufwachen sei eine verlässliche Prognose möglich.

Immerhin scheint der Aufwachprozess bei Schumacher voranzuschreiten. Der Patient reagiere positiv auf die Behandlung, schreibt L'Équipe.

© SZ vom 31.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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