Mexiko:Krieg der Kartelle

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Rivalen kidnappen den Sohn von El Chapo, dem mächtigen Anführer des mexikanischen Sinaloa-Drogenkartells.

In einer spektakulären Aktion haben Bewaffnete den Sohn des inhaftierten mexikanischen Drogenbarons Joaquín "El Chapo" Guzmán entführt. Sie fuhren mit Pick-up-Trucks vor dem Edelrestaurant "La Leche" im Pazifik-Badeort Puerto Vallarta vor, stürmten das Gebäude und nahmen insgesamt sechs Menschen als Geiseln, wie Staatsanwalt Eduardo Almaguer am Dienstag (Ortszeit) mitteilte. Unter den Verschleppten sei auch der 29-jährige Sohn des Drogenbosses, Jesús Alfredo Guzmán Salazar.

Der Staatsanwalt vermutet ein rivalisierendes Drogenkartell hinter der Tat: Die Organisation Jalisco Nueva Generación hatte zuletzt ihren Einfluss deutlich ausgebaut und die Sicherheitsbehörden in den vergangenen Monaten immer wieder mit Angriffen und Überfällen herausgefordert.

Nach Angaben von Staatsanwalt Almaguer bestätigte die Auswertung der Videoaufnahmen vom Tatort die Identität des Entführten. Drei weitere Opfer wurden inzwischen ebenfalls identifiziert. Alle am Tatort aufgefundenen Ausweispapiere der Verschleppten waren demnach gefälscht. Die Tat ereignete sich am Montag vor Tagesanbruch, an ihr beteiligt waren insgesamt sieben bewaffnete Männer.

Das Drogenkartell Jalisco Nueva Generación ist seit 2010 in Puerto Vallarta aktiv. Es entstand nach dem Tod des dortigen Anführers des Sinaloa-Kartells, Ignacio "Nacho" Coronel, und entwickelte sich zu einem der mächtigsten Drogenkartelle Mexikos. Die Behörden fürchten nun einen neuen Bandenkrieg zwischen Jalisco Nueva Generación und Guzmáns Sinaloa-Kartell. An der Suche nach den Verschleppten beteiligte sich auch das Militär.

Der Vater des verschleppten Jesús Alfredo Guzmán Salazar gilt als Chef des berüchtigten Sinaloa-Kartells, das eine wichtige Rolle bei der Versorgung des US-Drogenmarkts spielt. Einer seiner Söhne, Edgar, war bereits vor acht Jahren auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaats Sinaloa, ermordet worden. El Chapo selbst sitzt in einem Bundesgefängnis in der Grenzstadt Ciudad Juárez und kämpft gegen seine Auslieferung an die USA. Der mächtige Kartellchef hatte im Juli vergangenen Jahres mit einem spektakulären Ausbruch für Schlagzeilen gesorgt. Bei einer filmreifen Flucht entwischte er durch einen zu seiner Gefängniszelle führenden Tunnel, den Helfer in monatelanger Arbeit gegraben haben müssen. Der Inhaftierte verschwand dabei durch ein Loch in der Dusche seiner Gefängniszelle, das als Zugang zu dem 1,5 Kilometer langen Tunnel diente. Es war bereits sein zweiter Gefängnisausbruch. Nach monatelanger Fahndung wurde er am 8. Januar gefasst.

Um eine neue Flucht zu verhindern, muss der Chef des Sinaloa-Kartells in dem Gefängnis in Ciudad Juárez ständig die Zelle wechseln. Die Haftanstalt wird von Polizisten und Soldaten abgeschirmt. Inwiefern er aus dem Gefängnis noch seine Geschäfte führen kann, und wie weit sein Einfluss in der mexikanischen Unterwelt noch reicht, ist fraglich.

© SZ vom 18.08.2016 / afp, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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