Mallorca:Benimm dich!

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Saufen, feiern, vom Balkon springen? Ab sofort gelten auch im Städtchen Magaluf an der Südküste der Baleareninsel Benimmregeln für Touristen. Die Frage ist nur: Was passiert mit denen, die sich nicht dran halten?

Von Christina Berndt

Ballermann? "Kannste vergessen", wird ein junger Engländer dieser Tage in den Nachrichtenagenturen zitiert, "richtig abgefeiert" werde nur in Magaluf, was bei den Briten ohnehin traditionell die beliebtere Partyzone auf Mallorca ist. Beziehungsweise: bald gewesen sein wird. Politiker, Einwohner und der Hotelierverband des Städtchens an der Südküste der größten Baleareninsel haben nämlich Benimmregeln für Touristen erlassen, die von diesem Dienstag an gelten und dem "Sodom und Gomorrha" im "Freizeitpark für Hooligans" beikommen sollen, wie jüngst ein spanischer Kolumnist die Billig-Betten-Burg nahe Palma de Mallorca nannte. Alkohol darf nun nach Mitternacht nicht mehr ausgeschenkt werden, und im Freien gilt bereits ab 22 Uhr ein komplettes Trinkverbot - auch für Limo. Schließlich könnte, wenn nur der Sangria-Eimer mit Strohhalmen verboten würde, jemand immer noch Hochprozentiges in harmlos aussehende Colaflaschen füllen. Untersagt werden aber noch viel ernstere Dinge wie das bei manchen Partytouristen beliebte "Balconing": Sechs Menschen starben allein 2014, weil sie, um in Feierlaune ihren Mut zu beweisen, vom Balkon ihres Hotelzimmers sprangen. Auch die neue Urlaubssaison forderte im Mai bereits wieder das erste Balconing-Opfer. Aber wenn schon der Tod nicht abschreckt, was werden dann die Verwarnungen ausrichten, die die neuen Benimmregeln für Zuwiderhandelnde vorsehen? Denn Geldstrafen soll es erst einmal nicht geben. Nichts wird es nützen, befürchten viele Einheimische denn auch. Am Ballermann, wo vor allem deutsche Touristen unterwegs sind und ähnliche Regeln schon 2014 erlassen wurden, erwies sich die neue Etikette jedenfalls als längst nicht so durchschlagend wie ein Eimer Sangria auf ex. Der Präsident des Hotelierverbandes von Palmanova und Magaluf, Sebastián Darder, setzt trotzdem alle Hoffnung in den Benimm-Kodex: "Wir sind es leid, dass wegen des schlimmen Verhaltens einer relativ kleinen Gruppe von Touristen unser aller Ruf ruiniert wird", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er ließ auch durchblicken, dass er noch einen Trumpf im Ärmel hat, wenn die neuen Regeln nichts nützen - dann wollen die Hotels finanziell aufrüsten. Die Hoffnung: Zahlungskräftigere Urlauber trinken nicht so viel.

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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