London:Messerangriff in der City

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Ein psychisch kranker 19-Jähriger tötet eine Amerikanerin vor dem Britischen Museum. Die Polizei schließt einen terroristischen Hintergrund aus.

Von Christian Zaschke, London

Bei einer Messerattacke im Zentrum von London ist am späten Mittwochabend eine Frau getötet worden. Fünf weitere Menschen wurden verletzt, schweben jedoch nicht in Lebensgefahr. Der 19 Jahre alte Täter wurde kurz nach dem Angriff festgenommen. Er wird wegen Mordes angeklagt. Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, teilte die Londoner Polizei mit. Ersten Ermittlungen zufolge leide der Täter unter psychischen Problemen.

Die getötete Frau ist zwischen 60 und 70 Jahre alt und stammt aus den Vereinigten Staaten. Die Verletzten kommen aus Großbritannien, den USA, Israel und Australien. Zwei Verletzte lagen am Donnerstag noch im Krankenhaus. Der Täter habe seine Opfer zufällig ausgewählt, sagten die Ermittler. Mark Rowley, stellvertretender Chef von Scotland Yard, sprach am Donnerstag von einer "spontanen und willkürlichen Tat". Bei dem Angreifer handele es sich um einen somalischstämmigen Norweger. Dieser sei nach Angaben der norwegischen Polizei im Jahr 2002 als Fünfjähriger nach Großbritannien gekommen.

Der Angriff ereignete sich um 22.30 Uhr am Mittwochabend am Russell Square in der Nähe des Britischen Museums. Die Gegend ist bei Touristen beliebt. Nach dem Notruf brauchte die Polizei sechs Minuten, um am Tatort einzutreffen. Nach kurzer Verfolgung stellten die Beamten den Täter und überwältigen ihn mit einer Elektroschock-Pistole. Er wurde zunächst ins Krankenhaus gebracht. Mittlerweile befindet er sich in Süd-London in Polizeigewahrsam, wo er verhört wurde.

Zunächst hatte die Polizei nicht ausgeschlossen, dass es sich um einen terroristischen Angriff handeln könne. Erst am Sonntag hatte Polizeichef Bernard Hogan-Howe vor Terroranschlägen in der britischen Hauptstadt gewarnt. Die Frage sei nicht, ob es zu einem Anschlag komme, sondern wann. Die Polizei geht allerdings derzeit nicht davon aus, dass der Täter radikalisiert worden ist. "Die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Faktor in diesem Fall", teilte sie mit.

Noch vor der Attacke hatte die Londoner Polizei am Mittwoch angekündigt, künftig mehr bewaffnete Beamte auf die Straßen zu schicken, um bei einem terroristischen Angriff rasch reagieren zu können. Die meisten britischen Polizisten tragen keine Schusswaffen. Londons Bürgermeister Sadiq Khan rief am Donnerstag zu Ruhe und Wachsamkeit auf. Er bat die Bürger darum, jeden verdächtigen Vorgang zu melden.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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