Lebenshilfe in der Kritik:Behindertenwerkstatt produziert Bauteile fürs Militär

Sie dachten sie würden Leuchtkörper für Signalfeuer herstellen - stattdessen produzieren 400 Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt für das Militär. Die Betreiber wollen davon nichts gewusst haben.

15.000 Teile haben Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt in Cuxhaven montiert. Sie wurden anschließend in Bodenleuchtkörper eingesetzt. "Wir dachten, wir stellen Signalfeuer her, zum Beispiel für einen Hubschrauberlandeplatz", sagte Produktionsleiter Stefan Wittmar von der Lebenshilfe.

Tatsächlich wurden die Bauteile in Leuchtkörper eingesetzt, die für die Bremerhavener Niederlassung des Unternehmens Chemring Defence gedacht waren. Ein führender Anbieter von Leuchtkörpern, die vom Militär eingesetzt werden.

Die Lebenshilfe will nichts davon gewusst haben. Nach eigenen Angaben hat sie erst durch entsprechende Medienberichte erfahren, für wen sie produziert. Die Leuchtkörper werden genutzt, um militärische Gebäude zu sichern. "Dass sie im Einsatz verwendet werden, finden wir nicht gut", sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Lebenshilfe, Michael Schreckenberger.

In den Werkstätten der Lebenshilfe arbeiten etwa 400 Menschen. Jahrzehntelang kooperierte die Einrichtung mit der Bremerhavener Feuerwerksfirma Comet. "Wir haben früher Etiketten auf Feuerwerksraketen geklebt", sagte Schreckenberger.

Im Jahr 2006 wurde die Firma vom Konzern Chemring aufgekauft. "Wir wehren uns als Lebenshilfe ganz klar gegen Rüstungsaufträge, aber wir können nicht jeden Auftrag ins letzte Detail prüfen", sagte Schreckenberger. Mit ähnlichen Aufträgen werde die Einrichtung in Zukunft sensibler umgehen.

© Süddeutsche.de/dpa/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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