Krisengespräch zur Kinderpornografie-Affäre:Weiterer Verdachtsfall an der Odenwaldschule

Lesezeit: 2 min

Weiterer Kinderporno-Verdacht in Odenwaldschule (Foto: Getty Images)

In der einst renommierten Odenwaldschule gibt es nach Angaben des Schulleiters einen weiteren Verdachtsfall von Kinderpornografie-Besitz. Im Krisengespräch fordern die Aufsichtsbehörden nun strenge Auflagen.

Die Odenwaldschule macht wieder negativ von sich reden: Wegen Verdachts auf Kinderpornografie-Besitz wurde kürzlich die Wohnung eines Lehrers von der Polizei durchsucht. Dabei wurden diverse Datenträger sichergestellt, dem Pädagogen wurde fristlos gekündigt. Jetzt gibt es nach Angaben des Schulleiters einen weiteren Verdachtsfall. Das Internat meldete, die Staatsanwaltschaft sei informiert.

Über Einzelheiten schwieg die Schulleitung zunächst. Es soll nach Angaben des zuständigen Sachbearbeiters um denselben Lehrer gehen, der bereits im Mittelpunkt der jüngsten Affäre um Kinderpornos aus dem Internet steht. Der Schulleiter Siegfried Däschler-Seiler sagte, man habe seit Montag neue Erkenntnisse über den Fall, der strafrechtlich relevant sein könnte.

Bei einem Krisengespräch am Dienstag hatte die Schulleitung die Aufsichtsbehörden unterrichtet. Mitte April war bekannt geworden, dass der mittlerweile entlassene Mann nach eigener Aussage Kinderpornos heruntergeladen hatte. Schon 2013 hatten sich Schüler über den Pädagogen beschwert. Öffentlich gemacht hatte die Schule den Fall aber erst, als Medien berichteten. Laut Staatsanwaltschaft sind bisher keine sexuellen Übergriffe des Mannes bekanntgeworden. Jugend- und Schulamt fühlten sich über den Fall unzureichend informiert. Einen Fragenkatalog zu diesem Fall beantwortete die Schule aus Sicht der Behörden zu spät und nicht umfassend genug.

Strenge Auflagen für die Odenwaldschule

Der Landkreis Bergstraße bestellte die Schulleitung zum Rapport ein - und machte ihr Auflagen: Die Schule müsse mit sofortiger Wirkung monatlich schriftlich ausführlich über alle außergewöhnlichen Vorfälle informieren, sagte der stellvertretende Landrat Matthias Schimpf von den Grünen. Es werde künftig fünf statt drei pädagogische Fachkräfte geben. Die Schule müsse zudem Hilfe von außen annehmen, ihr Präventionskonzept überarbeiten und "ihr Betreuungskonzept überdenken". Um die Reformen umzusetzen, habe die Schule bis zum 1. Oktober Zeit. Der Schulleiter sagte die angeforderten Berichte zu und versprach, die Reformvorschläge zu prüfen. "Wir haben bereits gravierende Veränderungen vorgenommen und werden weitere beraten", sagte er.

Vor dem Treffen mit den Aufsichtsbehörden hatte sich die Odenwaldschule bemüht, Vertuschungsvorwürfe in der Kinderporno-Affäre zu entkräften. Am ersten Tag nach den Osterferien habe man Schüler nach ihren Erfahrungen mit dem wegen Besitzes von Kinderpornografie entlassenen Lehrer befragt, teilte die Schule mit. Die Schüler wurden demnach ermutigt, "Beobachtungen und Hinweise zu dem Lehrer zu nennen, die sie vorher vielleicht noch nicht weitergegeben haben".

Die als Reformschule für ihre alternativen Bildungsansätze bekannte Einrichtung in Südhessen war 2010 in die Schlagzeilen geraten, als aufgedeckt wurde, dass dort jahrzehntelang Kinder massenhaft sexuell missbraucht worden waren. Die Privatschule hatte anschließend eine öffentliche Entschuldigung abgegeben und eine konsequente und lückenlose Aufarbeitung zugesagt.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/dez - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: