Das Erzbistum Köln ließ am Freitag um 20 Uhr für die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer die Totenglocken läuten. Seit dem Jahr 2000 haben mehr als 23 000 Flüchtlinge im Mittelmeer ihr Leben verloren. An ihr Schicksal soll das Geläut in 231 Kirchen erinnern - jedem Toten widmet das Bistum einen Glockenschlag.
Anlass der außergewöhnlichen Aktion ist der internationale Gedenktag für Flüchtlinge, den die UN für Samstag ausgerufen hat. An diesem Tag werden auch die aktuellen Flüchtlingszahlen veröffentlicht.
Das Geläut begann im Kölner Dom mit dem "Dicken Pitter". Die Riesenglocke mit ihrem eindringlichen, dumpfen Ton wird sonst nur zu besonderen Anlässen geschlagen: an hohen kirchlichen Feiertagen, zum Tod und zur Wahl eines Papstes oder Kölner Erzbischofs.
Kardinal Rainer Maria Woelki lud zu einem Solidaritätsabend auf dem Roncalliplatz am Dom ein. An der ökumenischen Gedenkfeier sollten unter anderem der Vizepräses der evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, und Cap-Anamur-Chef Rupert Neudeck teilnehmen. Mit dem Erlös des Abends soll die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer unterstützt werden.
Die Totenglocken sollen nach Angaben des Bistums ein "Weckruf für Gesellschaft und Politik" sein. "Wir läuten für eine Globalisierung der Nächstenliebe. Es ist an der Zeit, dass wir alle etwas dafür tun", hatte Woelki gefordert.