Kloster "Mater Ecclesiae" im Vatikan:Benedikt zieht ins Frauenkloster

Kloster "Mater Ecclesiae" im Vatikan: Das Frauenkloster "Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten wird derzeit renoviert.

Das Frauenkloster "Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten wird derzeit renoviert.

(Foto: AFP)

Es ist ein völlig neues Problem: Wohin mit einem pensionierten Papst? Benedikt XVI. hat darauf bereits eine Antwort gegeben: Er will sich ins "Mater Ecclesiae" zurückziehen - allerdings dort nicht zum Einsiedler werden.

Von Robert Probst

Es ist ein Problem, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Was macht ein Papst nach seinem Rücktritt? Bisher ist das in der langen Geschichte des Papsttums nur einmal vorgekommen, und das ist viele Jahrhunderte her. Klar ist nur, dass es für einen "emeritierten Papst in der Kirche keinen Platz gibt", wie Johannes Paul II. im Jahr 1994 einmal festgestellt hat. Benedikt XVI. wird sich daran halten, allerdings nur inhaltlich. Räumlich wird er dem neuen Papst jedoch recht nah sein. Denn nach seinem Amtsverzicht will sich Joseph Ratzinger in ein Kloster innerhalb des Vatikangeländes zum Gebet und zur Meditation zurückziehen, wie sein Sprecher Federico Lombardi mitteilte.

Das Gebäude befindet sich in den Vatikanischen Gärten; Johannes Paul II. ließ dort 1994 das Frauenkloster Mater Ecclesiae einrichten; das Ziel war, das kontemplative Ordensleben in dem Kleinstaat zu fördern. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Nonnen durch ihr Gebet die Tätigkeit des Heiligen Vaters und seiner Mitarbeiter in der römischen Kurie begleiten. Außerdem kümmern sich die Klosterfrauen um den Obst- und Gemüsegarten.

Alle fünf Jahre zieht eine neue Ordensgemeinschaft in das Haus, derzeit sind es sieben "Schwestern von der Heimsuchung Mariens ", sie leben nach den Regeln des heiligen Franz von Sales (1567-1622) - sehr kontemplativ und der tätigen Nächstenliebe verpflichtet. "Die Kongregation hat nichts anderes als die Ausbildung demütiger Seelen zum Ziel", sagte einmal Oberin Maria Begoña Herreros Sancho dem Osservatore Romano. Außerdem stammen die Frauen jeweils aus verschiedenen Ländern, um die Präsenz der Weltkirche zu symbolisieren.

In dem dreistöckigen Gebäude gibt es in den oberen Etagen zwölf Zellen. Sie sind spärlich eingerichtet, mit hölzernen Kruzifixen und religiösen Gemälden an den Wänden. Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich neben einer Kapelle ein Wohn- und Aufenthaltsraum, eine Bibliothek sowie eine Küche. Momentan wird das Gebäude saniert - der Papst wird also nach dem 28. Februar zunächst in seine Sommerresidenz Castel Gandolfo nahe Rom umziehen.

Der Tag der Schwestern beginnt um 5.20 Uhr und endet um 21.30 Uhr. Die meiste Zeit verbringen sie mit sechs über den Tag verteilten Stundengebeten, Gottesdiensten, geistlichen Lesungen und der Meditation über spirituelle Themen. Anders als die Schwestern wird sich Benedikt XVI. dort aber nicht in Klausur begeben. Sein Sprecher sagt: "Ich gehe nicht davon aus, dass er zum Einsiedler wird." Kost und Logis sind aber immerhin frei.

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