Klinikum in Bremen:Erneut gefährliche Keime bei Frühchen gefunden

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Mitarbeiter des Gesundheitsamts hasten in die Klinik, zwei Neugeborene werden sofort isoliert: Auf der Frühchenstation im Bremer Klinikum-Mitte herrscht Alarmstimmung. Erneut sind dort bei zwei Kindern Keime mit gefährlichen Resistenzen festgestellt worden. Die Erreger ähneln denen, die im vergangenen Jahr mindestens drei Babys das Leben kosteten.

Der Hygieneskandal um den Tod mehrerer Frühgeborener im Bremer Klinikum Mitte durch gefährliche Erreger liegt erst wenige Monate zurück, er hatte eine breite Debatte um die Versorgung von Frühchen angestoßen. Nun sind in eben dieser Klinik erneut ähnliche Keime bei zwei Babys festgestellt worden. Dies wurde bei einer Routineuntersuchung festgestellt, wie der kommunale Klinikbetreiber Gesundheit Nord mitteilte. Mitarbeiter des Gesundheitsamtes eilten umgehend in die Klinik - schlossen die Frühchenstation vorerst jedoch nicht.

Die am Donnerstag gefundenen Keime ähnelteten jenen, die im vergangenen Jahr für eine Infektionswelle auf der Station sorgten, bestätigte ein Kliniksprecher. Es handle sich um sogenannte ESBL-Klebsiellen, die resistent gegen manche Antibiotika seien. Ob es sich um den gleichen Stamm handele, soll nun eine genauere Untersuchung klären. Proben wurden dazu in ein Speziallabor nach Bochum geschickt. Die Ergebnisse sollen in etwa drei Wochen vorliegen.

Der Junge und das Mädchen, beide gut eine Woche alt, bei denen die Erreger festgestellt wurden, wurden nach Angaben der Klinik umgehend in ein sofort isoliertes Zimmer verlegt. Sie zeigten keine Anzeichen für eine Infektion. Ob möglicherweise auch ein drittes Kind befallen ist, war am Abend noch unklar. Sein Ergebnis des Routinetests stand noch aus. Alle anderen Frühchen, die sich noch auf der Station befinden, wurden negativ getestet.

Die Klinik habe vorsorglich umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, hieß es. Auch das gesamte Klinikpersonal werde nun auf Keime untersucht, sagte die Sprecherin der Bremer Gesundheitssenatorin, Karla Götz, am Donnerstagabend. Eine Schließung der Station stehe "heute Abend noch nicht" zur Debatte. "Weitere Schritte behalten wir uns vor", sagte sie. "Wir werden weiterhin die höchsten Sicherheitsmaßnahmen einhalten, um alle theoretisch denkbaren Möglichkeiten einer Ausbreitung auszuschließen", sagte Diethelm Hansen von der Betreibergesellschaft. Für Freitag werden Experten des Robert-Koch-Instituts im Klinikum erwartet. Sie sollen weitere Untersuchungen durchführen.

Mehrere Todesfälle im Bremer Klinikum hatten 2011 einen Hygieneskandal offenbart. Seitdem befasst sich ein Untersuchungsausschuss der Bremischen Bürgerschaft mit den Fällen. Der Stationschef wurde fristlos entlassen. Die Klinikleitung geht von drei Todesfällen nach Keimbefall aus, die Staatsanwaltschaft ermittelte zuletzt in sechs Fällen.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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