Kälteeinbruch:Schneetreiben bei Barcelona, Kettenpflicht nahe Turin

Lesezeit: 3 min

Ideale Wintersportverhältnisse in Deutschland, Schneechaos im Süden und bittere Kälte im Osten Europas: Temperaturen bis zu minus 33 Grad kosteten in der vergangenen Woche mindestens 55 Menschen in Rumänien das Leben.

In Spanien, wo der Zivilschutz für 15 der 17 Regionen Unwetterwarnungen herausgab, starben bei einem Busunglück auf schneeglatter Straße an der Costa Blanca fünf Rentnerinnen. Sogar im südspanischen Andalusien schneite es. Die Schweiz erlebte die stärksten Schneefällen seit zwanzig Jahren.

Starker Schneefall vor dem Mailänder Dom (Foto: Foto: Reuters)

Bei dem Busunglück an der spanischen Costa Blanca wurden fast 40 weitere Reisende verletzt, acht von ihnen schwer. Wie die Polizei mitteilte, hatte sich der Bus im Schneetreiben überschlagen.

Zahlreiche verschneite Straßen mussten gesperrt werden oder waren nur mit Ketten befahrbar. Nahe Barcelona musste die Feuerwehr die Insassen von zwei Reisebussen befreien, die im Schneetreiben auf einer Autobahn stecken geblieben waren. Im Baskenland waren rund 50.000 Haushalte ohne Strom, weil umstürzende Bäume die Hochspannungsleitungen beschädigt hatten. Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten.

In Italien verlagerte sich nach den heftigen Schneefällen in Mailand das wetterbedingte Chaos in die Olympiastadt Turin. Auf allen Autobahnen der Region seien Ketten erforderlich, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden. Die Berge rings um Turin - auf denen im Februar die Olympia-Wettbewerbe stattfinden - seien metertief verschneit, hieß es. Auch im Aostatal fielen 70 Zentimeter Neuschnee.

In Frankreichs Südhälfte fielen seit Freitag bis zu 40 Zentimeter Schnee. Die Hochgeschwindigkeitszüge TGV hatten in Marseille wegen des Schnees bis zu zwei Stunden Verspätung. Behinderungen im Zugverkehr gab es auch in der südfranzösischen Stadt Toulouse.

Autobahnen in Frankreich gesperrt

Mehrere Autobahnen und Nationalstraßen im Rhônetal, in der Auvergne sowie im Südwesten des Landes mussten für Lastwagen gesperrt werden. Auf der Nord-Süd-Autobahn A7 im Rhônetal waren bis zu 5000 Lastwagen blockiert. Wütend über die Sperrungen hatten Fahrer nachts bei Nîmes ihre Lkw quer gestellt und die Autobahn für den gesamten Verkehr blockiert. Auf dem Flughafen Lyon wurden drei Viertel der Flüge gestrichen, etwa 1500 Passagiere harrten nach Radioberichten die Nacht über im Flughafengebäude aus.

Im rumänischen Donaudelta herrschten in der Nacht zum Samstag Tiefsttemperaturen von weniger als minus 10 Grad, in den Karpaten bis zu minus 30 Grad. Neben weiten Abschnitten der Donau war auch ein Küstenstreifen des Schwarzen Meeres zugefroren. Zwei Ukrainerinnen wäre eine Schlittschuhpartie auf der Donau beinahe zum Verhängnis geworden, berichtete der rumänische Sender Realitatea TV. Als das Eis um sie herum zu krachen begann, retteten sie sich auf das rumänische Ufer. Der rumänische Grenzschutz schob sie in ihr Heimatland ab.

Eine 90 Zentimeter hohe Schneedecke behinderte im südschweizerischen Kanton Tessin den Verkehr. Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Züge und Busse verkehrten mit Verspätungen, einige Verbindungen wurden gestrichen. In den Städten Lugano, Bellinzona und Locarno blieb die Kettenpflicht für Fahrzeuge sowie ein Fahrverbot für Lastwagen in Kraft.

Die Zahl der Kältetoten in Polen stieg um acht neue Fällen. Die Zeit der größten Kälte bei Temperaturen von minus elf Grad Celsius soll jedoch vorbei sein. In Ungarn wurde ein 53-Jähriger erfroren in seinem unbeheizten Haus gefunden.

Dichter Verkehr - in Richtung Skigebiete

In Deutschland lockten dagegen ideale Schneeverhältnisse und strahlender Sonnenschein am Samstag Tausende Wintersportler in die deutschen Mittelgebirge und in die Alpen.

In Bayern und in Niedersachsen herrschte auf den Straßen in die Skigebiete dichter Verkehr. Vor allem auf der Autobahn München-Salzburg, der Inntal-Autobahn sowie am Autobahnende bei Garmisch-Partenkirchen bildeten sich in Bayern Kilometer lange Staus. "Der Harz ist voll", berichtete auch ein Polizeisprecher im niedersächsischen Braunlage. Parkplätze waren belegt, auf den großen Zufahrtstraßen kamen die Autos nur im Schritttempo voran.

Trotz der Kälte warnten die Umweltbehörden am Samstag vor dem Betreten von zugefrorenen Flüssen, Seen und Teichen. "Die Eisflächen sind dünn und brüchig. Beim Betreten des Eises besteht höchste Lebensgefahr", hieß es in Bayern ebenso wie in Hamburg. Zu dem von vielen Hamburgern ersehnten Eisvergnügen auf der Alster mitten in der Stadt, wäre eine lange Frostperiode nötig.

Der strenge Winter im Süden Europas soll nach Angaben der Meteorologen zwar noch bis Montag anhalten. Dann soll es milder werden. Damit steigt auch in den Alpen die Lawinengefahr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: