Jamaika:Über 60 Tote bei Kampf um Drogen-Hochburg

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Jamaikas Polizei stürmt ein Stadtviertel der Hauptstadt Kingston - ein Bande hatte sich dort verschanzt. Sie will die Auslieferung ihres Bosses verhindern.

Jamaikas Hauptstadt Kingston im Ausnahmezustand: Die Jagd auf den Drogenbaron Christopher "Dudus" Coke hat nach Angaben der Rettungskräfte inzwischen mehr als 60 Todesopfer gefordert. Nachdem Jamaikas Regierung ihren Widerstand gegen eine Auslieferung der 41-jährigen Coke an die USA aufgab, verschanzten sich dessen Anhänger im Westen der Stadt und griffen mehrere Polizeistationen an.

Schwere Zusammenstöße in Jamaika bei der Jagd auf den Drogenbaron Christopher Coke. (Foto: dpa)

Nun schlugen die Sicherheitskräfte zurück: Sie durchbrachen Barrikaden aus Stacheldraht und Schrottautos, die Bandenmitglieder errichtet hatten, Vize-Polizeichef Glenmore Hinds sprach von einem "Krieg". Stunden nach der Erstürmung eines Viertels im Stadtteil Tivoli Gardens durch die Polizei waren noch immer Schüsse und Explosionen zu hören. Coke wurde jedoch zunächst nicht gefasst.

Angaben des Krankenhauses in Kingston zufolge schafften zwei Wagen insgesamt "rund 50" Leichen heran. Eine AFP-Journalistin beobachtete einen dritten Truck, der nach Aussage einer Krankenschwester zwölf Leichname geladen hatte. Die meisten der Opfer waren Zivilisten und Polizisten.

"Außergewöhnliche Herausforderung der Sicherheit"

Die Polizei will mehr als 200 Verdächtige festgenommen haben, konnte aber keine Auskunft geben, wieviel neue Opfer es gab. Bisher war von 27 Toten die Rede. Allerdings sagte ein Sprecher, es habe im "Großraum Kingston" mehrere Mordaktionen mit mindestens elf Toten gegeben. Auch der jamaikanische Regierungschef Bruce Golding erklärte, es sei "wahrscheinlich", dass die Zahl der Toten noch steige. Golding drückte sein "tiefes Bedauern" über den Tod von Sicherheitskräften und "unschuldigen Bürgern" aus. Er versprach, dass die Sicherheitskräfte "Ordnung und Ruhe" in den betroffenen Gebieten wiederherstellen würden.

In einer Rede im Parlament verteidigte er den Einsatz als "außergewöhnliche Antwort" auf eine "außergewöhnliche Herausforderung der Sicherheit" der Bürger. Christopher "Dudus" Coke machte sich mit Jobs für Arme viele Freunde und Abhängige. Die USA betrachten Coke als einen der "weltweit gefährlichsten" Drogenbarone und wollen ihm den Prozess machen. Im Falle einer Auslieferung und Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Coke soll seit 1990 einen international agierenden Drogenring namens "The Shower Posse" anführen, der laut US-Ermittlern Marihuana und Crack vor allem in den Großraum New York liefert. Im August war Coke in den USA angeklagt worden.

© AP/AFP/mob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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