Israel:Dutzende Tote bei Waldbrand

Lesezeit: 1 min

Ein riesiger Waldbrand wütet nahe der israelischen Stadt Haifa. 40 Buspassagiere starben - das Fahrzeug hatte sich im dichten Rauch überschlagen.

Peter Münch

Ein riesiger Waldbrand im Norden Israels hat Dutzende Tote gefordert. Im Karmel-Gebirge nahe Haifa wütet das Feuer auf Hunderten Hektar, einige Dörfer, Hotels auch ein Gefängnis mit mehr als 500 Insassen mussten evakuiert werden. Dabei kam es zu einem folgenschweren Unfall. Ein Bus überschlug sich im dichten Rauch und ging in Flammen auf. 40 Insassen sollen bei lebendigem Leib verbrannt sein. Nach zunächst widersprüchlichen Berichten hieß es am Abend, die Toten seien Gefängniswärter, die bei der Räumung der Haftanstalt helfen sollten. Beim vergeblichen Versuch, die Brände zu löschen, sollen auch zahlreiche Feuerwehrleute verletzt oder getötet worden sein.

Israel: Verheerender Brand
:"Wir haben die Kontrolle verloren"

Bei dem schlimmsten Großbrand in der Geschichte Israels gelingt es der Feuerwehr nicht, die Situation in den Griff zu bekommen. Das Feuer frisst sich immer weiter in Richtung der Hafenstadt Haifa.

Ersten Vermutungen zufolge hat sich das Feuer auf einer illegalen Mülldeponie entzündet. Der Wind fachte die Flammen an, eine Feuerwalze fraß sich mit großer Geschwindigkeit durch Wälder und Buschland, der Himmel war von schwarzen Wolken verhangen. In der Region fiel der Strom aus, Straßen sind gesperrt. Die Feuerwehrmänner haben in dem unwegsamen Gelände mit tief eingeschnittenen Tälern und steilen Hängen einen schweren Stand, weil die Wälder nach monatelanger Dürre ausgetrocknet sind.

Die normalerweise im November einsetzenden Winterregen sind ausgeblieben. In den letzten Tagen hatten sogar Vertreter aller drei großen in Israel vertretenen Religionsgruppen - Rabbiner, Imame und der Patriarch von Jerusalem - die Gläubigen aufgefordert, für Regen zu beten. Nun entbrannte das Großfeuer ausgerechnet am ersten Tag des jüdischen Lichterfestes Chanukka, an dem traditionell acht Tage lang jeden Abend eine Kerze entzündet wird.

Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einer "Katastrophe unübersehbaren Ausmaßes". Um den völlig außer Kontrolle geratenen Brand einzudämmen, forderte er Verteidigungsminister Ehud Barak auf, Militärkräfte samt Helikoptern in die Region zu schicken. Ebenso wurde jeder in Israel verfügbare Feuerwehrwagen in das Katastrophengebiet beordert. Ärzte und Krankenschwestern, die nicht im Dienst waren, wurden in die umliegenden Krankenhäuser gerufen. Am Abend sprach Netanjahu persönlich mit den Staatschefs von Griechenland, Italien, Zypern und Russland und bat darum, Flugzeuge zur Feuerbekämpfung zu schicken.

Mit Einbruch der Dunkelheit aber waren die Brandbekämpfer am Boden erst einmal auf sich allein gestellt, der Einsatz von Hubschraubern und Löschflugzeugen war zu gefährlich. Im Fernsehen sprach ein Feuerwehrmann von einem "Kampf gegen den schlimmsten Feind". Ein völlig erschöpfter Wachmann des evakuierten Gefängnisses wird mit dem Satz zitiert: "Das ist schlimmer als ein Terrorangriff in Gaza."

© SZ vom 03.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: