Hochhausbrand in London:"Jeder hätte sein Leben gegeben, um einen anderen zu retten"

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Nach dem Brand: Ein Feuerwehrmann im Grenfell Tower. (Foto: David Mirzoeff/dpa)
  • Bei einem Brand im Londoner Grenfell Tower kamen Mitte Juni 79 Menschen ums Leben.
  • Feuerwehrmänner berichten in einer TV-Dokumentation, dass sie stolz auf den Einsatz ihrer Kollegen sind - und gleichzeitig ein Gefühl des Horrors empfinden, weil sie nicht jeden Menschen retten konnten.

Der Grenfell Tower, ein 24-stöckiges Hochhaus im Londoner Stadtteil North Kensington, wurde Mitte Juni zum Flammeninferno. 79 Menschen starben, weil in einer Wohnung ein Kühlschrank anfing zu brennen und sich die Flammen innerhalb weniger Minuten über die gesamte Fassade ausbreiteten.

"In meinen 30 Jahren bei der Londoner Fire Brigade habe ich niemals erwartet, so etwas zu sehen", sagt Steven Dudeney, der als Commander für fünf Londoner Feuerwehren zuständig ist. "Und ich bete zu Gott, dass ich so etwas nie wieder sehe."

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Die Behörde hat Fotos veröffentlicht, die erahnen lassen, wie katastrophal das Feuer in dem Londoner Hochhaus wütete. Die Zahl der Toten ist auf mindestens 79 gestiegen. Am Mittag gab es in Großbritannien eine Schweigeminute.

Sechs Wochen nach dem Hochhausbrand äußern sich Dudeney und weitere am Einsatz beteiligte Feuerwehrmänner zum ersten Mal ausführlich über die Nacht des verheerenden Brandes. Der englische Fernsehsender ITV hat sie für eine Dokumenation begleitet.

"Jeder einzelne Feuerwehrmann in diesem Gebäude war bereit sein Leben zu geben, um das von anderen Menschen zu retten", sagt Richard Welch, einer der Senior Officers, und wiederholt: "Jeder einzelne."

Pat Goulbourne, ein weiterer Senior Officer, sagt: "Als wir uns dem Gebäude näherten, wusste ich nur, dass uns wahrscheinlich der Einsatz unseres Lebens bevorsteht, weil ich schon Feuer in den unteren Stockwerken sah. Und ich konnte es nicht glauben, dass es auch im obersten Geschoss brannte."

Im Grenfell Tower soll es nur ein schmales Treppenhaus gegeben haben. Die Menschen in den höher gelegenen Stockwerken konnten dem Feuer, das mitten in der Nacht in einer der unteren Etagen ausgebrochen war, nicht entkommen. Zwischen 400 und 600 Personen hatten in dem Hochhaus gewohnt.

"Es war schrecklich", sagt Goulbourne weiter, "hunderte Menschen...Männer, Frauen, Kinder, kamen uns entgegen, von oben bis unten schwarz. Sie hatten sich durch eine ganze Menge Rauch gekämpft."

"Das Gebäude hätte einstürzen können", sagt Richard Welch. Er habe dieses Gefühl, extrem stolz zu sein auf seine Kollegen: Wie hart sie gearbeitet haben, wieviele Menschen sie retten konnten. "Aber da ist genau so dieses Horror-Gefühl, dass wir nicht jeden retten konnten."

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