Knapp acht Monate nach dem massiven Widerstand eines sogenannten Reichsbürgers gegen eine Zwangsräumung in Reuden in Sachsen-Anhalt hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.
Adrian U. würden versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstöße gegen das Waffengesetz zu Last gelegt, teilte das Landgericht Halle mit. Ob und wann es zu einer Hauptverhandlung komme, sei derzeit noch nicht absehbar.
Der 42-Jährige, ehemaliger Mister Germany und Anhänger der in Teilen rechtsextremen "Reichsbürger"-Bewegung, soll sich laut Staatsanwaltschaft im August der angeordneten Zwangsräumung seines Grundstücks widersetzt haben. Dabei soll er auf einen der Polizisten geschossen haben, die zur Verstärkung der Gerichtsvollzieher eingesetzt waren. Das Geschoss soll bei dem Beamten eine Verletzung am Hals hinterlassen haben, nur wegen seiner Schutzkleidung sei er nicht tödlich verletzt worden.
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Grund ist dessen Nähe zur rechtsextremen "Identitären Bewegung". Das geht aus dem neuen Verfassungsschutzbericht hervor.
200 Polizisten bei Zwangsräumung im Einsatz
U. sitzt seit der Attacke in Untersuchungshaft. Er war damals selbst durch einen Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt worden. Der Mann hatte eine erhebliche Menschenmenge gegen seine Zwangsräumung mobilisiert, weshalb ein erster Versuch gescheitert war. Bei dem eskalierten zweiten Versuch kamen etwa 200 Polizisten zum Einsatz. Auf der anderen Seite hatte U. ebenfalls Unterstützer, die die Polizei angriffen.
Der frühere Schönheitskönig ist den sogenannten Reichsbürgern zuzurechnen. "Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik nicht an. Sie gehen davon aus, dass das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 noch existiert. Entsprechend verweigern viele dieser "Reichsbürger" Zahlungen wie Steuern oder Bußgelder an den Staat.