Gefängnisausbruch in New York:Durchs Heizungsrohr in die Freiheit

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Der gefasste Ausbrecher David Sweat. (Foto: REUTERS)
  • Anfang Juni schafften David Sweat und Richard Matt, was zuvor noch keinem anderen Insassen des Hochsicherheitsgefängnisses in Dannemoa, New York, gelungen war: Den Ausbruch.
  • Drei Wochen später endete die Flucht: Matt wurde von der Polizei erschossen. Zwei Tage später fassten die Ermittler seinen Komplizen David Sweat.
  • Der liefert in Verhören immer neue Details über die spektakuläre Flucht.

Nächtliche Suche nach einem Ausweg

Er redet und redet und redet: Nachdem Gefängnisausbrecher David Sweat von der Polizei gefasst worden ist, gibt er immer mehr Details über seine Flucht preis - und wirft damit kein besonders gutes Licht auf die Zustände im Gefängnis von Dannemora im US-Bundesstaat New York.

Einem Bericht der New York Times zufolge hatte der 35-Jährige zunächst ein Loch in die Rückwand seiner Zelle gesägt, durch das er über Monate hinweg jede Nacht in ein Tunnelsystem entwischte. Dort suchte er nach einem möglichen Weg in die Freiheit. Nach eigener Aussage begann er seine Arbeit nach der Zählung der Gefängnisinsassen um 23.30 Uhr und kehrte gegen 5.30 Uhr zurück.

Schon bei seinen nächtlichen Streifzügen habe sich der verurteilte Mörder frei gefühlt, schreibt die US-Zeitung, die sich auf Ermittler beruft, die mit Sweats Fall betraut sind. Die Geschichte des 35-Jährigen sei "eine Geschichte von Geduld, Timing, Entschlossenheit und physischer Stärke - gepaart mit Glück und einem MacGyver-artigen Einfallsreichtum".

Flucht durchs Heizungsrohr

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Über die filmreife Flucht aus einem US-Hochsicherheitsgefängnis im Juni werden immer mehr Details bekannt: Einer der Ausbrecher spricht nach seiner erneuten Festnahme über neue Mordpläne.

Gleichzeitig zeigt der spektakuläre Ausbruch, wie lax das Gefängnispersonal mit den Vorschriften umging. So waren die nächtlichen Sägegeräusche wohl durchaus vernehmbar. Sweat sägte sich zunächst durch die Rückwand seiner Zelle und dann von hinten durch die Rückwand der Nachbarzelle, in der Komplize Matt saß. Ein Mithäftling beschwerte sich über den Lärm. Dem Sicherheitspersonal schien nichts aufzufallen. Sweat sagte den Ermittlern zufolge, er habe sich bei seinen nächtlichen Erkundungstouren sicher gefühlt, da sämtliche Wächter schliefen.

Als im Mai die Heizung ausgestellt wurde, bemerkte Sweat, dass ein dickes Rohr, das zuvor stets heiß gewesen war, abkühlte. Mit Sägeblättern, die er teilweise mit Stoff umwickelt hatte, um sie halten zu können, arbeitete er ein Loch in das Rohr - krabbelte einige Meter - und sägte sich an einer anderen Stelle, jenseits der Tunnelwand, wieder aus dem Rohr hinaus.

Gefängnisausbruch im Bundesstaat New York
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Drei Wochen lang suchte New York Richard Matt und David Sweat. Die zwei verurteilten Mörder waren aus einem US-Hochsicherheitsgefängnis im Norden des Bundesstaates geflohen. Bilder zeigen den Ort des spektakulären Ausbruchs - und eine Botschaft an die Polizei.

Fehler im Plan

Was passierte, als der Weg nach draußen schließlich frei war, wurde bereits vor zwei Wochen bekannt: Die Gefängnisaufseherin, die für Sweat schon eine Eisensäge in gefrorenem Hackfleisch in die Strafanstalt geschmuggelt haben soll, hätte die Männer eigentlich an dem Gullydeckel erwarten sollen, aus dem sie aus der Kanalisation kletterten. Gemeinsam hätten die Flüchtigen ihren Ehemann töten und nach Mexiko fliehen wollen. Doch die Frau tauchte nicht auf.

Matt und Sweat waren daher gezwungen, bei ihrer weiteren Flucht zu improvisieren. Mehrere Male seien sie beinahe gefasst worden, berichtet der gefasste Ausbrecher. Matt habe in ihrem Versteck, einer kleinen Hütte, begonnen, sehr viel Alkohol zu trinken. Daraufhin hätten sich die beiden Männer getrennt. Drei Wochen nach dem Ausbruch wurde Matt von der Polizei erschossen. Sweat, der zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt war, weil er einst einen Polizisten erschossen hatte, wurde zwei Tage später gefasst.

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