FBI fasst Flugzeugentführer Wright:41 Jahre auf der Flucht

Jahrelang lebte er als unauffälliger Bürger in Portugal, er arbeitete dort als Maler und Restaurantbetreiber - jetzt wurde einer der meistgesuchten Verbrecher der USA gefasst. Erst nach vierzig Jahren wurde George Wright, verurteilter Mörder und Flugzeugentführer, unvorsichtig.

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Jahrelang lebte er als unauffälliger Bürger in Portugal, er arbeitete dort als Maler und Restaurantbetreiber. Nun, nach 41 Jahren ist die Flucht eines der meistgesuchten Verbrecher der USA zu Ende gegangen. Der verurteilte Mörder und Flugzeugentführer George Wright wurde jetzt in Portugal gefasst. Der Coup gelang bereits am Montag. Die Festnahme des 68-Jährigen wurde vom FBI gemeldet und inzwischen von der Kriminalpolizei in Portugal bestätigt. Wright war seit dem 19. August 1970 auf der Flucht. Er war damals mit drei Mithäftlingen aus einem Gefängnis im US-Bundesstaat New Jersey ausgebrochen, hieß es. Sieben Jahre zuvor war der Mann wegen Mordes verurteilt worden - die Aufnahme zeigt ihn nach der Festnahme wegen der Gewalttaten.

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Die US-Behörden wollen jetzt seine Auslieferung erreichen, damit er den Rest seiner Haftstrafe von 15 bis 30 Jahren absitzen kann. Jahrelang hatte Wright als "Musterbürger" unauffällig und unbehelligt in der beschaulichen 7000-Einwohner-Berggemeinde Colares 30 Kilometer nordwestlich von Lissabon gelebt - gut "getarnt" unter dem Allerweltsnamen José Luis Jorge dos Santos.  

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"This home is open to God, family and friends" und "Welcome friends and neighbors": Willkommensgrüße stehen an der Tür des Hauses, in dem Wright lange gelebt haben soll. Laut Medienangaben war er seit Jahren mit einer portugiesischen Generalstochter zusammen, mit der er zwei etwa 20 Jahre alte Söhne habe. Während seiner Zeit in Portugal habe er keine Verbrechen mehr begangen, hieß es. Die Nachbarn waren am Mittwoch über die Enthüllungen geschockt. "Er war seit vielen Jahren mein Freund. Ich kann nur Gutes über ihn berichten. Er hat als Maler gearbeitet und hatte auch mal ein Restaurant", sagte Vítor Louçada einer Nachrichtenagentur.

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Nachbarin Adelaida Rosa (im Bild) kam unterdessen aus dem Staunen nicht heraus. Die Familie des "Senhor Jorge" sei sehr "sympathisch" gewesen. "Mir tut er leid, ich habe sogar Gänsehaut, ich glaube das alles nicht. Mit ihm hatten wir nie Probleme, er war als Maler sehr fleißig und sehr gut", sagte sie. Im Gegensatz zu den meisten Nachbarn wollte Wrights Frau nicht mit Journalisten sprechen. "Ich habe nichts zu sagen. Wenn ich etwas mitzuteilen haben sollte, dann wird das über meinen Anwalt sein", habe sie schroff auf eine Interviewanfrage entgegnet.

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Die portugiesische Zeitung Público schrieb am Mittwoch unter Berufung auf die Kriminalpolizei, die Festnahme sei alles andere als spektakulär gewesen. Beamte hätten einfach an die Tür des Mannes geklopft. Die US-amerikanischen Behörden seien Wright auf die Spur gekommen, weil der Mann vor einigen Monaten erstmals mit Verwandten in den USA in Kontakt getreten sei. Wie die New York Times berichtete, glichen die US-Behörden daraufhin Fingerabdrücke in der Identitätsdatenbank Portugals erfolgreich ab. "Danach war es nur noch eine Sache von normaler Polizeiarbeit, eine Überwachung einzurichten", sagte Michael Schroeder, ein Sprecher der US-Marshalls, dem New Yorker Blatt.

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Nach Angaben der US-Behörden beging Wright mit Komplizen mehrere Raubüberfälle. Bei einem Überfall am 23. November 1962 wurde der Tankstellbenbesitzer Walter Patterson getötet. Wright wurde zwei Tage später festgenommen und später zu 15 bis 30 Jahren Haft verurteilt. Ann Patterson, Tochter des Getöteten, sieht das Ende der Flucht als späte Genugtuung für den Tod ihres Vaters.

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1970, nach der Flucht, folgten weitere spektakuläre Verbrechen: Im Juli 1972 war er an der Entführung eines Flugzeugs von Detroit nach Miami beteiligt. Wright und seine Komplizen verlangten für die Freilassung der Passagiere ein Lösegeld von einer Million Dollar. Nachdem die Passagiere von Bord gegangen waren, hätten die Gangster den Weiterflug nach Boston erzwungen. Dort sei das Flugzeug aufgetankt worden und ein zusätzlicher Pilot sei an Bord gegangen.

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Die Maschine sei über den Atlantik nach Algerien geflogen, wo die Entführer um Asyl baten. Wie das FBI schrieb, wurden die Entführer kurzzeitig in Haft genommen, dann aber nach wenigen Tagen wieder freigelassen. Das Lösegeld und das Flugzeug seien den USA zurückgegeben worden.

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Im Mai 1976 wurden die Komplizen Wrights in Paris festgenommen und später verurteilt - er aber blieb verschwunden. Bevor er nach Portugal ging, soll Wright in den 1980er Jahren in Afrika in einer früheren portugiesischen Kolonie gelebt haben, berichteten Medien unter Berufung auf die Behörden. Bei seiner Ankunft in Portugal habe er sich seinerzeit als Bürger dieses Landes ausgewiesen. Zurück in die USA will Wright nun auf keinen Fall. Er habe sich in einer ersten Anhörung einer freiwilligen Auslieferung widersetzt und habe nun acht Tage Zeit, seine Begründung einzureichen, teilten Justizkreise in Lissabon mit. Danach muss ein Richter über das Schicksal des Mannes entscheiden.

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