Fährenbrand im Skagerrak:Verdacht auf Massenmord aus Geldgier

Ein Foto zeigt die Nordseefähre Scandinavian Star, nach dem Ausbruch des Feuers am 7. April 1990. (Foto: dpa)

Mehr als 150 Menschen kamen ums Leben, als die "Scandinavian Star" 1990 in Flammen aufging. Jetzt fordern Fachleute eine neue Untersuchung des Falls. Sie sind sich sicher, dass Besatzungsmitglieder das Feuer gelegt haben, um Versicherungsbetrug zu begehen.

Mit Anzeigen gegen Polizei und Staatsanwaltschaft soll eine neue Untersuchung des Brandes auf der Nordseefähre Scandinavian Star erzwungen werden. Bei dem Unglück starben vor 23 Jahren im Skagerrak 159 Menschen. Eine zwölfköpfige Expertenkommission will nun eigenen Angaben zufolge "die Wahrheit ans Licht bringen". Der Chef der Gruppe bezeichnete den Fall als "größten Massenmord in Nordeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg".

Die Fachleute, unter denen sich mehrere Brandexperten befinden, hatten am Wochenende Material veröffentlicht, wonach das Feuer im April 1990 von Besatzungsmitgliedern gelegt worden sein soll, um Geld von der Versicherung zu bekommen.

Bisher galt ein dänischer Lastwagenfahrer, der selbst ums Leben kam, als Brandstifter und Verursacher der Katastrophe. Die Expertengruppe begründete ihre abweichende Meinung mit zahlreichen "mysteriösen und unbeachtet gebliebenen Vorgängen" vor, während und nach dem Unglück:

  • So habe der Eigner die Scandinavian Star kurz vor dem Unglück neu und auffällig hoch versichert.
  • Nach Ausbruch des zentralen Brandherdes hätten Besatzungsmitglieder große Fensterscheiben mit Stühlen eingeworfen, so dass sich das Feuer schneller ausbreiten konnte.
  • Ein Zeuge habe außerdem berichtet, dass der Maschinenchef der Fähre später einen "Umschlag mit 800.000 Kronen" (heute gut 100.000 Euro) überreicht bekommen habe.

In der Zeitung Aftenposten stellte sich auch der für die letzte offizielle Untersuchung verantwortliche Norweger Øystein Meland hinter die Forderung nach einem Aufrollen des Falls: Es gebe Elemente, die unklar seien.

© Süddeutsche.de/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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