Erste Erfolge bei Bekämpfung der Ölpest:Hoffnung am Golf

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Erster kleiner Erfolg nach zahlreichen Fehlschlägen im Golf von Mexiko: Experten ist es gelungen, einen Teil des ausströmenden Öls abzusaugen. Bis zur Eindämmung der Ölpest ist es aber noch ein langer Weg.

Nach fast vier Wochen ein erster Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Ölpest vor der US-Küste: Nach diversen Fehlschlägen ist es Experten des Ölkonzerns BP gelungen, zumindest einen Teil des ausströmenden Öls abzusaugen. Allerdings warnt BP zugleich: Um das Leck in 1500 Metern Tiefe endgültig zu schließen, dürften noch bis zu zehn Tage vergehen.

Tierärzte und Freiwillige versuchen, die Tiere vom Ölfilm zu befreien. (Foto: Foto: Reuters)

Den BP-Experten gelang es nach eigenen Angaben, ein Absaugrohr in die defekte Steigleitung einzuführen und Öl auf einen Tanker zu pumpen. Allerdings ist unklar, wie viel des ausströmenden Öls dadurch aufgefangen werde, sagte BP-Manager Kent Wells. "Das ist die große Frage", meinte Wells, die man erst in einigen Tagen beantworten könne.

Top Kill als Lösung?

Um das Leck zu verschließen, wollen die Experten große Massen von Schlamm und Geröll einsetzen, die unter starkem Druck in das Leck "geschossen" werden sollen. Wells bezeichnet die Methode als "Top Kill".

Auch die Regierung von Präsident Barack Obama hält sich bedeckt. In einer Erklärung des Innen- und des Heimatschutzministeriums heißt es lediglich, BP habe einen weiteren Versuch unternommen, die Ölpest einzudämmen. "Diese Technik stellt keine Lösung des Problems dar, und es ist noch unklar, wie erfolgreich sie sein könnte." Die Regierung betont: "Wir werden nicht ruhen, bis BP das Bohrloch permanent versiegelt hat."

Insider in Washington meinen, Obama müsse nun Kritik aus den eigenen Reihen fürchten. Manche Demokraten lehnen Offshorebohrungen ab. Dies könnte vor den Kongresswahlen im Herbst zu einem Risiko werden. Bisher hätten die Demokraten direkte Angriffe auf ihren Präsidenten vermieden, meinte die New York Times. Allzu starke Kritik an den Ölkonzernen wiederum könnte andere Industriezweige verschrecken - die ihre Wahlspenden dann eher den Republikanern zukommen lassen. Die Wahlen im November sind entscheidend, es geht um die Parlamentsmehrheit des Präsidenten.

Ein Ölteppich unter Wasser

Zugleich gab es aber auch neue Hiobsbotschaften: US-Wissenschaftler entdeckten riesige Unterwasser-Ölschwaden. Immer wieder hatten sich Laien wie Experten in den vergangenen Wochen gefragt, warum der Ölteppich an der Oberfläche des Golfs nicht viel dicker und bedrohlicher sei. Jetzt haben US-Wissenschaftler die Ölschwaden in der Tiefe des Meeres gefunden. Diese seien bis zu 16 Kilometer lang, sechs Kilometer breit und hätten eine Höhe von rund 100 Metern. "Im Vergleich zu dem, was wir an der Wasseroberfläche sehen, gibt es eine erschreckenden Menge an Öl in der Tiefe", sagt die Meeresforscherin Samantha Joye von der University of Georgia.

Der Sauerstoffgehalt in der Nähe der Ölschwaden liege bereits rund 30 Prozent unter den Normalwerten, dies könnte sich zu einer echten Gefahr für Meerestiere auswachsen. "Dies ist alarmierend", sagte die Forscherin der New York Times. Ursache könnte der Einsatz jener Chemikalien sein, die das Öl bereits unter Wasser zersetzen sollen.

Dabei hatte der Ölkonzern BP erst kurz zuvor einen Erfolg mit dem Einsatz der Chemikalien gemeldet: Das Mittel zersetze das Öl, damit es natürlich im Meer abgebaut werden könne. Die US-Umweltbehörde hatte den Unterwasser-Einsatz der Mittel erst kürzlich zugelassen - trotz Bedenken von Umweltschützern.

© dpa/Reuters/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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