Erneut Toter bei Arbeitskämpfen in Südafrika:Platinkonzern entlässt Tausende streikender Minenarbeiter

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Seit Wochen streiken Bergarbeiter in Südafrikas Platinminen. Jetzt hat der Betreiber Anglo American 12.000 von ihnen entlassen - per SMS und E-Mail. Gewaltsame Auseinandersetzungen bei den Arbeitskämpfen forderten erneut ein Todesopfer.

12.000 der streikenden Minenarbeiter wurden nun vom Platinkonzern Anglo American entlassen. (Foto: Reuters)

Der Minenbetreiber Anglo American Platinum hat in Südafrika 12.000 streikende Bergleute gefeuert. Den Mitarbeitern sei per Mail oder SMS gekündigt worden, sagte der Streikführer Gaddafi Mdoda. Derzeit befinden sich mit rund 80.000 Kumpel 16 Prozent der Belegschaft im gesamten südafrikanischen Bergbausektor im Arbeitskampf.

"Die Lage ist hier äußerst schlecht", sagte Streikführer Mdoda weiter. Trotzdem würden die Minenarbeiter ihren Streik trotz ihrer Kündigung fortsetzen, kündigte er an. Seit dem 12. September befinden sich mindestens 20.000 Minenarbeiter von Anglo American Platinum im Ausstand. Bei Zusammenstößen am 16. August erschossen Polizisten 34 Bergarbeiter.

Die Streikenden fordern einen monatlichen Nettolohn in Höhe von 12.500 Rand (1150 Euro). Anglo American Platinum betrachtet den Streik als illegal. Die betroffenen Mitarbeiter seien nicht zur Arbeit erschienen, hätten auch nicht an Verhandlungen teilgenommen und seien daher in Abwesenheit entlassen worden, hieß es laut einer Stellungnahme. Weiter wollte sich Firmensprecherin Mary Jane Morifi nicht zu dem Vorgang äußern und verwies auf eine Erklärung, die zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht würde.

Leiche eines Arbeiters gefunden

Derweil wurden aus der konzerneigenen Mine Rustenberg gewaltsame Auseinandersetzungen gemeldet. Polizisten feuerten dort am Donnerstag Tränengas und Gummigeschosse ab, um die mit Stöcken und anderen Waffen bewaffneten streikenden Bergleuten auseinander zu treiben. Am Freitagmorgen wurde die Leiche eines Arbeiters entdeckt. Laut Streikführer Mdoda wurde er offenbar von einem Gummigeschoss tödlich verletzt. In dieser Woche starben bereits sechs Menschen während der Proteste.

Nach Angaben der Ordnungskräfte hatten die Streikenden zuvor Steine auf die Beamten geworfen. Daraufhin hätten sie mit Gummigeschossen und Tränengas gefeuert. Arbeiter gaben hingegen an, die Polizei habe ohne Anlass geschossen. Auch seien keine Steine geworfen worden. "Wir werden nicht nachgeben, egal was sie sagen oder tun. Wir werden kämpfen bis zum letzten Blutstropfen", sagte Mametlwe Sebei, einer der führenden Köpfe der Protestierenden.

"Wir warten nur auf das Geld", sagte der 54-jährige Mikael Rafuza, der seit mehr als zehn Jahren in der Mine arbeitet. Er wolle mehr Geld, "vorher gehe ich nicht mehr zur Arbeit." In den südafrikanischen Minen gibt es seit Wochen Streikbewegungen, an denen sich schätzungsweise 100.000 Beschäftigte beteiligen. Von den Streiks betroffen sind neben Platin- auch Gold- und andere Minen.

Anglo American Platinum ist der größte Platinproduzent der Welt. In Südafrika wird 75 Prozent des weltweiten Platinbedarfs produziert. Anglo American gab an, zuletzt sei nur ein Fünftel der Arbeiter zum Dienst erschienen. Dadurch sei dem Unternehmen ein Schaden von 700 Millionen Rand (60 Millionen Euro) entstanden. In Rustenburg steht die komplette Produktion seit Mitte September still.

Am Donnerstag hatte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma zum Ende jeglicher Gewalt aufgerufen. "Wir sollten nicht den Eindruck erwecken, eine Nation zu sein, in der ständig gekämpft wird", sagte er.

© Süddeutsche.de/dapd/afp/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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