Drogenfund:Polizei entdeckt Cannabis-Plantage im "Horrorhaus" von Höxter

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War jetzt Schauplatz einer Drogenrazzia: Das sogenannte "Horrorhaus von Höxter". (Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Im sogenannten "Horrorhaus von Höxter" sollen jahrelang Frauen misshandelt worden sein.
  • Nach der Versteigerung war es offenbar Ort weiterer Straftaten: In den vergangenen Monaten sollen Kriminelle dort eine Drogenplantage aufgebaut haben.
  • Zwölf Personen hat die Polizei in dem Gebäude festgenommen, darunter auch den mutmaßlichen Kopf der Bande.

Die Mitteilung des Präsidiums in Bielefeld liest sich zunächst wie eine gewöhnliche Polizeimeldung. Beamte hätten bei einer Razzia in Bosseborn, einem kleinen Ort, der zur nordrhein-westfälischen Stadt Höxter gehört, eine Cannabisplantage entdeckt. "Mit Unterstützung von Spezialeinheiten" habe man "zwölf Personen im Objekt" festgenommen.

Doch schnell wird klar: Es ist nicht irgendein Gebäude, das die Polizei gestürmt hat, sondern das sogenannte "Horrorhaus von Höxter". Wilfried W. und seine Ex-Frau Angelika W. sollen dort über Jahre hinweg Frauen schwer misshandelt und in zwei Fällen getötet haben. Ihre Opfer fanden sie über Kontaktanzeigen. Wilfried und Angelika W. stehen derzeit in Paderborn vor Gericht. Sie sind wegen Mordes durch Unterlassen sowie mehrfacher Körperverletzung angeklagt. Strittig ist, wer von beiden die treibende Kraft hinter den Verbrechen war und wen in welchem Ausmaß Schuld am Tod der beiden Frauen trifft.

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Sie habe das Ordnungsamt im April 2016 angerufen und über Probleme in dem Haus informiert, sagte die Zeugin. Angelika W. hatte ihr einen Brief geschrieben und darin die Misshandlungen geschildert.

Das Haus, in dem sie ihre Gräueltaten begangen haben sollen, war Anfang des Jahres an einen neuen Eigentümer verkauft worden. Damals hieß es, ein Handwerker aus der näheren Umgebung habe die Immobilie erworben, wolle sie sanieren und dann vermieten oder selbst beziehen. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass er mit den Drogengeschäften in Verbindung steht.

Offenbar wurde die Plantage in dem Haus in Bosseborn nicht von Amateuren angelegt, die sich und ein paar Bekannte mit Rauschmitteln versorgen wollten. Mehr als 1000 Cannabispflanzen seien sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie wolle "Haftbefehle wegen des bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" beantragen.

Auf die Spur der Plantage kam die Polizei durch Ermittlungen im Drogenmilieu. Mindestens fünf Personen sollen die Plantage aufgebaut haben. Ein 42-Jähriger aus den Niederlanden soll der Kopf der Bande gewesen sein und sie aus den Niederlanden gesteuert haben. Ein 42-Jähriger aus Krefeld war offenbar seine "rechte Hand". Die drei weiteren Mitglieder fungierten als Fahrer und Helfer. Unter den Festgenommenen sind außerdem mehrere Frauen, die vermutlich als Erntehelferinnen arbeiteten.

© SZ.de/AFP/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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