Der Fall "Baby Hope":Rätselhafter Kindesmord nach 22 Jahren aufgeklärt

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Das Grab von "Baby Hope": Endlich können die Ermittler dem ermordeten Mädchen seinen Namen wiedergeben. (Foto: AFP)

Ein Mordfall, jahrzentelang ohne jede Spur: 1991 fanden Bauarbeiter in Manhattan eine Mädchenleiche in einer Kühlbox - doch es gab keinerlei Hinweise auf Angehörige oder den Mörder. Nach einem Tipp und mit moderner DNA-Analyse konnten die Ermittler den Fall jetzt lösen. Und "Baby Hope" ihren Namen wiedergeben.

Es war eines von New Yorks rätselhaftesten Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte, jetzt ist der Fall "Baby Hope" gelöst: Die Polizei hat nach 22 Jahren den Mord an einem Kind geklärt. Zudem gelang es jetzt, das Mordopfer, das bislang unter dem Namen "Baby Hope" bekannt war, zu identifizieren.

Bauarbeiter hatten 1991 am Rande der Stadtautobahn in Manhattan einen entsetzlichen Fund gemacht. In einer blauweißen Kühlbox unter ein paar Coladosen lag ein Müllsack - und darin die Leiche eines Mädchens. Der kleine Körper war in diesem heißen Juli schon stark zersetzt und es war nicht einmal das genaue Alter des Kindes feststellbar. Klar war nur: Das Kind war vor seinem Tod grausam missbraucht worden.

Eine Vermisstenmeldung gab es nicht. Polizisten bezahlten die Beisetzung von "Baby Hope". Auf dem von den Beamten bezahlten Grabstein stand "Because we care", "Weil wir uns kümmern" - und gleich darunter die Telefonnummer der Sondereinheit. Mehr als zwei Jahrzehnte fehlte jeder Hinweis auf den Namen des Mädchens, auf seine Hinterbliebenen - und seinen Mörder.

Jahr für Jahr verteilten die Ermittler Handzettel

Doch eine "Cold Case"-Einheit, eine Ermittlungsgruppe für alte, aber unaufgeklärte Fälle, gibt es nicht nur im Fernsehen. Jedes Jahr im Juli verteilten die Ermittler wieder Handzettel in der Gegend, jedes Jahr hofften sie auf den entscheidenden Tipp. 21 Jahre ohne jeden Erfolg - doch in diesem Jahr kam der lang erhoffte Hinweis.

"Heute haben wir der kleinen Anjelica die Gerechtigkeit zurückgegeben", sagte Chefermittler Phil Pulaski am Samstag. Anjelica alias "Baby Hope" hat ihren Namen wieder. Das kleine Mädchen wurde demnach 1987 geboren. Als sie starb, war sie gerade vier.

Der New York Times zufolge kam im Sommer eine Frau zur Polizei, deren Bekannte einmal gesagt habe, ihre kleine Schwester sei vor langer Zeit ermordet worden. Die Ermittler machten sich an die Puzzlearbeit und identifizierten eine junge Frau und schließlich deren Mutter. Ein angeleckter Briefumschlag bewies im Labor: Es war auch die Mutter von "Baby Hope". Sie hatte das Verbrechen an ihrer kleinen Tochter den Angaben zufolge nie angezeigt.

Der Cousin des Mädchens hat die Tat gestanden

Das Verbrechen geschah im New Yorker Stadtteil Bronx und Anjelicas eigener Cousin soll der Täter sein. Laut den Polizeiangaben vergewaltigte er das Mädchen und erstickte es dabei mit einem Kissen. Seine Schwester sei die treibende Kraft bei der Beseitigung der Leiche gewesen. Dann hätten beide nie wieder über den Tag gesprochen. Am Freitag wurde der heute 52-Jährige festgenommen, am Samstag hat er der Polizei zufolge ein Geständnis abgelegt.

"Baby Hope", also Hoffnung, nannten die Ermittler das Mädchen damals, als ein Symbol dafür, niemals aufzugeben, bis sie ihren Mörder gefunden haben und der Kleinen ihren richtigen Namen wiedergeben können. "Und wissen Sie was", sagte der damalige Ermittler Joseph Reznick der New York Times, "das war der beste Name, den wir ihr geben konnten."

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