Dating-App:Razzia bei Flirtportal Lovoo in Dresden

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Die Polizei durchsucht am Mittwoch den Firmensitz des Flirtportals Lovoo in Dresden. (Foto: Arno Burgi/dpa)

Die Betreiber der Dating-App stehen schon länger im Verdacht, die Nutzer mit Fake-Profilen betrogen zu haben.

Von Lea Kramer

Immer mehr Menschen suchen nach der großen Liebe im Netz. Dabei legen viele Singles ihr Vertrauen in diverses digitales Dating-Handwerkszeug. Um die Gunst der Suchenden werben unzählige Partnerbörsen - schwarze Schafe inbegriffen.

Nach dem Hack des Seitensprungportals Ashley Madison und dem Gebührenskandal bei Tinder macht nun ein weiteres Flirtportal Negativschlagzeilen. Lovoo, eine der erfolgreichsten deutschen Dating-Apps, soll Kunden mit unlauteren Methoden, um ihr Geld gebracht haben.

Dieser Vorwurf ist nicht neu. Doch nun gibt es einen konkreten Anlass zur Sorge, denn am Mittwochmorgen stürmte die Polizei den Dresdner Firmensitz des Unternehmens. Ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft bestätigte einen Einsatz. Es gebe insgesamt zwölf Beschuldigte im Alter zwischen 25 und 38 Jahren, denen gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen werde. In Dresden, Berlin und Nürnberg habe es Festnahmen gegeben.

Möglicherweise gefälschte weibliche Profile als Köder

Wie die lokale Boulevardzeitung Morgenpost Dresden berichtet, hätten Polizisten des Landeskriminalamts Sachsen sich mit einem Rammbock Zutritt zu den Büros verschafft. Die Mitarbeiter von "Lovoo" mussten währenddessen vor dem Gebäude ausharren. Die beiden Geschäftsführer der Firma, die Brüder Benjamin und Björn Bak, sollen festgenommen worden sein und in Untersuchungshaft sitzen. Die Staatsanwaltschaft bestätigt zwei Festnahmen, nennt aber keine Namen.

Das Verfahren richte sich gegen die drei Geschäftsführer und neun Mitarbeiter des Unternehmens. Vorangegangen war dem Einsatz ein Artikel, der "Lovoo" den Einsatz von Fake-Profilen vorwirft. Im September hatte das Magazin c't berichtet, dass die Plattform offenbar gezielt gefälschte weibliche Profile angelegt hatte, um männliche Nutzer zu animieren, kostenpflichtige Premiummitgliedschaften abzuschließen. Das Magazin bezog sich auf Daten, die es von einem anonymen Informanten erhalten hatte. Die Unternehmensführung wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, dass die Dokumente durch die Veröffentlichung in einen anderen Zusammenhang gestellt worden seien.

"Bei den Durchsuchungen wurden zahlreiche verfahrensrelevante Unterlagen, Computer- und Mobilfunktechnik, sowie eine größere Anzahl von Datenspeichern sichergestellt", teilt die Dresdner Staatsanwaltschaft mit. Die Ermittlungen hätten nicht das Ziel das Portal abzuschalten, sondern kriminelle Handlungen zu verhindern.

Lovoo ermöglicht seinen Nutzern das Kennenlernen über eine Umkreissuche auf dem Smartphone, dem sogenannten Flirtradar. Gegenseitiges Gefallen wird über "Likes" zum Ausdruck gebracht. Nach eigenen Angaben greifen mehr als 50 Millionen Nutzer weltweit auf die App zu. Lovoo bezeichnet sich selbst als "das am schnellsten wachsende Netzwerk zum Kennenlernen neuer Menschen".

Ähnlich wie bei Tinder kann der Nutzer Profile anderer Singles bewerten. Bei einer Übereinstimmung - einem "Match" - werden die beiden Flirtparteien verknüpft. Sie können sich dann Nachrichten senden. Gibt es keine Übereinstimmung, wird anonymisiert angezeigt, dass jemand das eigene Profil positiv bewertet hat. Erst nach Abschluss eines der verschiedenen Abos oder unter Inanspruchnahme von "In-App-Credits" werden diese Kontaktdetails sichtbar.

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