Cleveland:Mutmaßlicher Entführer fiel Polizei durch Gewalttätigkeit auf

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Der mutmaßliche Entführer Ariel Castro. (Foto: dpa)

Achtmal befragten Ermittler Ariel Castro in den vergangenen Jahren - auch, als er bereits drei junge Frauen in seinem Haus in Cleveland gefangen gehalten haben soll. Eine Verbindung zu den Vermissten zog die Polizei jedoch nicht, es habe keine ausreichenden Hinweise gegeben.

Der Entführer von Cleveland ist den US-Behörden mehrmals durch Gewalttätigkeit aufgefallen - bevor er drei Frauen in seinem Haus gefangen hielt, aber auch währenddessen. Wie die Polizei mitteilte, befragten Ermittler Ariel Castro in den vergangenen Jahren mindestens acht Mal. Sie hätten aber nie genügend Anhaltspunkte für eine Anklage gegen Castro gehabt.

Das Justizministerium des US-Bundesstaates Ohio erklärte, weder die Bundespolizei FBI noch die Polizei von Ohio hätten bei DNA-Tests im Zusammenhang mit den drei vermissten Frauen auch nur die geringste Spur zu Castro gefunden. Die Polizei war in den vergangenen Tagen scharf kritisiert worden, weil sie das Martyrium der drei entführten und etwa ein Jahrzehnt gefangengehaltenen Frauen nicht früher beendet hatte. Die Ermittler erklärten dazu am Montag, es habe keinen besonderen Grund gegeben, Castro zu verdächtigen.

Die drei Entführungsopfer waren vergangene Woche aus Castros Haus in Cleveland befreit worden, nachdem eine der jungen Frauen, Amanda Berry, einen Nachbarn alarmiert hatte. Die Frauen waren zwischen 2002 und 2004 verschwunden. Die 27-jährige Berry brachte in der Gefangenschaft offenbar ein Kind zur Welt.

Im Januar 2004 befragten Polizeibeamte Castro, weil er in seinem Schulbus ein behindertes Kind beschimpfte und allein ließ, um in einem Schnellrestaurant zu essen. Die Angelegenheit wurde mit der Schulleitung geregelt. Castros Ex-Frau beschuldigte ihn 2005, ihr mit Schlägen vor ihren Kindern gedroht zu haben, wenn sie ihre Töchter nicht dazu bringe, gegen ihren früheren Stiefvater wegen Missbrauchs auszusagen.

Bereits 1989 und 1993 hatte Castros damalige Frau die Polizei gerufen, weil er sie mehrfach geschlagen habe. Anzeige erstattete sie jedoch nicht. 1994 verständigte ein Nachbar die Polizei, weil Castro versucht habe, ihn mit einer Schaufel zu schlagen. 1996 warf der neue Freund von Castros Ex-Frau ihm vor, er habe ihn bedroht und versucht, ihn mit seinem Auto zu überfahren. Laut Polizeiakten beschwerten sich noch zwei weitere Menschen über Castro.

© Süddeutsche.de/AFP/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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